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Die Erinnerung als Basis nutzen

Bund der Vertriebenen begeht den 57. »Tag der Heimat« im Bürgerhaus

Espelkamp (hek). Die Aufarbeitung der Vergangenheit geschehe im »Interesse aller Bedrohten dieser Welt« erklärte der Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, Hans-Günther Parplies, zum 57. »Tag der Heimat« im Espelkamper Bürgerhaus.

»Menschenrechte achten - Vertreibungen ächten« lautete der Leitspruch der bundesweit stattfindenden Veranstaltungen. Parplies erinnerte an das Schicksal der Vertriebenen. Er warnte davor, die Augen vor den Folgen der Vertreibung zu verschließen. Dies sei Jahrzehnte lang geschehen. Das Schicksal der Deutschen in Osteuropa sei unter den Teppich gekehrt worden. Die Betroffenen hätten sich Belehrungen darüber anhören müssen, welche Wahrheit sie aussprechen dürften und welche nicht. In jüngster Zeit jedoch erfreue man sich verstärkter öffentlicher Aufmerksamkeit. »Zwei Ausstellungen in Berlin beschäftigen sich mit den Vertriebenen: ÝFlucht, Vertreibung, IntegrationÜ im Haus der Geschichte und ÝErzwungene WegeÜ im Zentrum gegen Vertreibung«, erklärte Parplies. Die Rede des Bundespräsidenten Horst Köhler beim Auftakt zum »Tag der Heimat« zeige auch, dass die Vertriebenen in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien.
Der Landesvorsitzende freute sich über die Unterstützung der CDU-Landesregierung. Sie habe Haushaltsmittel zur Integration und Förderung der ost- und sudetendeutschen Kultur bewilligt. Parplies forderte: »Ein nationaler Gedenktag und eine zentrale Gedenkstätte in Berlin sollten eingerichtet werden.« Er kritisierte den mangelnden Minderheitenschutz in Polen sowie noch heute gültige Vertreibungs- und Entrechtungsdekrete. »Die Vertreibungsproblematik ist kein Relikt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges«, stellte Parplies heraus. Ob in der Türkei, dem Balkan oder dem Sudan - weltweit seien derzeit »fünf Millionen Menschen auf der Flucht«.
»Die Erinnerung ist das Fundament für den Aufbau eines neuen Europas«, sagte die Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes Brigitte Piekert. Um für die Zukunft zu lernen, müssten die Vertreibungen infolge des Zweiten Weltkrieges »offen angesprochen« werden.
Nach dem Krieg hätten viele in Espelkamp Zuflucht gefunden, betonte Espelkamps Bürgermeister Heinrich Vieker. So sei die Stadt wie keine zweite mit dem Schicksal der Vertriebenen verbunden. Aus der Arbeit der Vertriebenen-Verbände sollten Impulse für eine bessere Zukunft und die Völkerverständigung ausgehen.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Lübbecker Musik-Corps unter der Leitung von Uwe Grothus. Eindringlich schilderte zudem BdV-Mitglied Anita Rogge die letzten Stunden vor der Flucht aus Ostpreußen.

Artikel vom 12.09.2006