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Wetterkapriolen mindern Erträge

Frühkartoffeln fallen kleiner aus und die Weizenqualität leidet - Stroh wird teurer

Von Kerstin Sewöster
Bünde (BZ). Die Wetterkapriolen schlagen auf das Gemüt - und wirken sich nachhaltig auf die Landwirtschaft aus. »Selten hatten wir einen so verregneten August und einen so zerrissenen Sommer«, resümiert Wilhelm Brüggemeier, Landwirt in Enger und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford.

Um es vorweg zu nehmen: Die Brötchenpreise müssen nicht zwingend steigen. »Der Getreidewert bei einem Brötchen liegt bei einem Cent«, erklärt Brüggemeier. Da könne es nicht zu Buche schlagen, wenn die Ernte beeinträchtigt werde. Und davon geht der Landwirt aus.
Mit Einbußen bis zu 15 Prozent rechnet Brüggemeier bei Weizen und Hafer. Hitze und Trockenheit hätten das Korn »reif gebrannt«, es hätte keine »normale Abreife« gegeben. Die Folge sei, so Brüggemeier, sei, dass Teile der Ernte nicht mehr als Brotgetreide verwendet werden könnten, sondern verfüttert werden müssten. Das schlage sich wiederum auf den Preis nieder, den der Landwirt erzielen könne. Einen Defizit an Brotgetreide werde es in Deutschland jedoch nicht geben, ist sich Brüggemeier sicher.
Einen Kostenfaktor bedeutete auch der verregnete August. Teilweise seien die Bestände eingebrochen. Die Ernte musste dann aufwändig und teuer getrocknet werden. Mit Preisaufschlägen rechnet der Engeraner Landwirt beim Stroh. Das treffe vor allem Hobby-Reiter.
Die Kampagne, also die Ernte von Zuckerrüben, werden in diesem Jahr deutlich später erfolgen. Wegen der großen Nässe im April hätten die Rüben im Frühjahr erst sehr spät gesät werden können. Brüggemeier rechnet erst im nächsten Monat mit der Rübenernte. Unbeeinträchtigt von den Wetterkapriolen sind Gerste und Raps geblieben. »Sie werden am frühesten geerntet«, so Brüggemeier, und seien längst eingefahren.
Bio-Bauer Heinrich-Hermann Beckhoff hat sein Getreide bereits geerntet - und ist froh darüber, denn das Getreide fange bereits an, auf dem Halm zu keimen. Er selbst baut Weizen, Dinkel, Hafer, Gerste und Triticale an.
Nicht so gut ist bislang die Kartoffelernte ausgefallen. Der Landwirt vom Hücker Moor rechnet bei den frühen Sorten, die bereits gerodet wurden, mit Einbußen von 20 bis 25 Prozent. Die Knollen sind kleiner als gewöhnlich und außerdem hätten die Pflanzen nicht so stark angesetzt.
Grund dafür sei ebenfalls das schlechte Frühjahreswetter gewesen, in dem die Landwirte die Kartoffeln erst spät hätten setzen können. Schnell sei es dann zu heiß geworden. Stärker betroffen von den für Landwirte ungünstigen Wetterbedingungen seien jedoch die Landwirte mit vorwiegend leichten Böden. Der schwere Boden in Spenge und Enger habe das Wasser ganz gut gehalten. Beckhoff rechnet bei Kartoffeln mit Preiserhöhungen von 20 bis 50 Prozent. Bei den späten Sorten sei die Wachstumsphase bereits abgeschlossen.

Artikel vom 12.09.2006