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Ich-AG erfordert viel Kreativität

Ingelore Materlik hat mit ihrem Geschenkeladen in drei Jahren viel dazu gelernt

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Löhne-Obernbeck (LZ). Die Entscheidung zur Ich-AG war für Ingelore Materlik (39) vor drei Jahren ein Sprung ins kalte Wasser. Viele Neugründer sind in diesem Zeitraum schon auf der Strecke geblieben, doch die Neugründerin hat ihren Schritt nicht bereut - auch wenn sich vieles in ihrem Leben völlig verändert hat.

Die Mittdreißigerin arbeitete lange im hauswirtschaftlichen Bereich, als sie arbeitslos wurde und bei der Agentur für Arbeit das Angebot erhielten, sich selbstständig zu machen. Dafür gab es seinerzeit gestaffelte monatliche Beträge, die in erster Linie zum Start die Renten- und Krankenversicherung abdecken sollten.
»Wir sind ohne Schulden angefangen«, betont die 39-Jährige und weist auf die Mithilfe ihres Mannes Klaus hin, der Regale baute und auch bei kunstgewerblichen Arbeiten, wie Kränzen und Dekorationen, half.
Der Umstand, direkt neben der Wohnung an der Steinstraße 45 in Obernbeck Geschäftsräume relativ günstig mieten zu können, nachdem hier vorher eine Taxi-Zentrale ausgezogen war, erleichterte den Start in die Selbstständigkeit. Die Kinder sind mit 18 und 15 Jahren schon nahezu erwachsen und die Mutter kann sich jetzt mehrt um den Laden kümmern, der von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr geöffnet ist. Allerdings kommt eine Geschäftsfrau selten zur Ruhe, wie Ingelore Materlik mit »Lores Mini-Lädchen« freimütig einräumt. Besonders zu WM-Zeiten wurde nicht nur mittags am Fenster geklopft, um eine der begehrten Fahnen für das Auto zu ergattern. »Ständig kamen Autos auf den Hof gefahren.« Selbst nach dem Ausscheiden der deutschen Fußballmannschaft und dem Ende des WM-Turniers gab es weitere Nachfragen nach dem Emblem.
Solche Saisonartikel machen das Gros der Umsätze aus in der kleinen Geschenk-Boutique, die immerhin 80 Quadratmeter mit Lagerfläche und Büro aufweist. »Vor allem von Weihnachten und Silvester mit seinem Hauptgeschäft des Jahres zehrt man das ganze Jahr«, wie die Geschäftsfrau erklärt. Inzwischen sind jedoch auch herbstliche Deko-Artikel gefragt, die die Verkäuferin teils im Großhandel bezieht oder auch selbst entwirft. Kerzen, Kränze und Porzellan seien immer beliebte Mitbringsel und Dekostücke.
Gern gefragt sind Präsentkörbe für die unterschiedlichsten Zwecke: »Für einen Lastwagenfahrer haben wir gerade Duschzeug und ein paar leckere Pralinen hübsch verpackt. Das Tablett mit der Flasche und dem Glas Bier oder einem guten Sekt als Mittelpunkt sind schnell gefertigte und beliebte Mitbringsel. Nach und nach hat die Chefin ihr Geschäft immer weiter vergrößert. Tische und Regale wurden selbst gebaut. Erste richtige Auslagen kamen mit dem Wareneinkauf und auch der steuerlichen Beratung. Sie übernimmt inzwischen die Aufgaben der Buchführung selbst. Für wichtig hält sie auch den Posten für Werbeausgaben. Einmal im Jahr wird ein Prospekt verteilt und ein Stand auf dem Oktoberfest macht Lores Minilädchen auch außerhalb Obernbecks bekannt.
In den Regalen der Großhändler liegen bereits Weihnachtsartikel und bunte Dekorationen mit vielen Glühbirnen in großer Zahl. Ingelore Materlik hat durch den Ausbau des Geschäftes mehr Platz bekommen und freut sich schon auf die Neuheiten und erweiterten Auslagen. Zum dritten Geburtstag ihres Geschäftes will sie die Kunden jetzt mit einem Sondernachlass in dieser Woche überraschen.

Artikel vom 12.09.2006