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»Zauberhaft«: Poesie im Ringelsteiner Wald

Romantische Waldbahnfahrt durchs Almetal mit Heinrich Heine begeistert die Gäste

Büren (hf). »Einfach zauberhaft« - diese zwei schlichten Worte sagen eigentlich alles über den vergangenen Sonntagnachmittag. Die fast 75 Teilnehmer dieser poetisch-musikalischen Waldbahnfahrt durch das Almetal und den Ringelsteiner Wald genossen den Ausflug in die Welt des Heinrich Heine - abwechselnd dargeboten von Monika Falk-Huber und Bärbel Olfermann - bei wunderschönem Wetter in traumhafter Umgebung.

Musikalisch unterstützt wurden die Beiden von der Wewelsburger Musikgruppe »Hörbar«, kulinarisch mit der Küche des Jugendwaldheims Ringelstein.
Abfahrt 14 Uhr: Die Gäste steigen in erwartungsvoller Aufregung in die Waldbahn ein. Schon das Wetter ist ein Gedicht. Es kann nur schön werden.
Ankunft 14.30 Uhr: In der »Waldarena« erwartet sie nach einem kurzen Fußmarsch weicher Waldboden und schon von Weitem hören sie die sanften Töne der Musikgruppe »Hörbar«. Abwechselnd erzählen Monika Falk-Huber und Bärbel Olfermann ein wenig aus dem Leben Heinrich Heines. »Sentimentale Eichen« nannte er die Westfalen - irgendwie hat er Recht. Das »Lyrische Intermezzo« dazu präsentieren die Musikanten. Das Publikum ist nachdenklich. Zurück zur Waldbahn geht es zusammen mit den Musikern über die »Jahresbaumallee« auf zur nächsten Station.
Abfahrt 15.10 Uhr: Die Gäste sind sich einig: »Einfach zauberhaft« - mit Liebe zu diesem Dichter vorgetragene Texte und Gedichte führen zurück in die Zeit des Romantikers, des Provokateurs, des Ruhestörers - dieses so zwiespältigen Poeten.
Ankunft 15.20 Uhr: Am Schutzpilz Spechtenberg zeigen Monika Falk-Huber und Bärbel Olfermann die humoristisch-provokative Seite des Dichters auf. Sie rezitieren das »Gespräch auf der Paderborner Heide«. Der romantisch verklärte Freund hört Waldhorn und Schalmei im Wald, der harte Realist nur das Grunzen der Säue. Das Publikum ist amüsiert. Die Musiker stimmen ein Lied an: »Die Gedanken sind frei...« und hier singen alle mit - jeder kennt es.
Abfahrt 16.10 Uhr: Eine Vertrautheit zwischen Vortragenden und Zuhörern ist entstanden. Der nächste Haltepunkt wird ungeduldig anvisiert.
Ankunft 16.25 Uhr: An den Almequellen wartet schon der romantische Heine, auch ein etwas obszöner. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Monika Falk-Huber und Bärbel Olfermann wechseln sich ab in ihren Vorträgen über Jünglinge und Mädchen, über Rosenknospen und Eheweiber und wissen, genau wie Heine, dass »das Glück eine leichte Dirne« ist.
Als symbolischen Akt der Verehrung dieses Dichters praktizieren sie einen jüdischen Brauch: Hier an den Quellen übergeben sie dem Wasser eine »rote Rose« als Liebesgabe an den Romantiker und »den ewigen Stein« für den politischen Dichter, den Streiter für Freiheit und Menschenrechte. »Hörbar« untermalt diese Handlung mit entsprechenden Musikstücken.
Abfahrt 17.10 Uhr: Alle sind noch ein wenig ergriffen und nachdenklich: Welch ein vielfältiger Mensch war doch Heinrich Heine.
Ankunft 17.30 Uhr: Ausklang in der Waldarena. Es gibt Wildkräuterquark mit Brot, Rotwein und Kaffee. Alle lassen diesen schönen Nachmittag auf sich wirken und genießen den Abschluss. Zwischen den Bäumen verabschiedet sich die Sonne mit langen Strahlen von den Teilnehmern dieser zauberhaften Exkursion.

Artikel vom 12.09.2006