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Anfang und
Ende miterlebt

Dieter Bremes als Experte im WTC

Von Curd Paetzke (Text und Foto)
Herford (HK). Er hat quasi den Anfang vor Ort miterlebt - und das Ende dann - wie viele andere Millionen Menschen - vor fünf Jahren schockiert vor dem Fernseher. Herfords Ex-Feuerwehrchef Dieter Bremes gehörte 1972 zu einer Kommission deutscher Brandschutzexperten, die das gerade fertig gestellte World Trade Center (WTC) in New York besichtigten.

Am Montag gedachte die Welt des Terroranschlags vom 11. September 2001, bei dem die berühmten Zwillingstürme des Welthandelszentrums vollständig zerstört wurden. Fast 3000 Menschen, darunter 340 Feuerwehrleute, verloren bei der verheerenden Katastrophe ihr Leben.
Anfang der 70-er Jahre war Dieter Bremes Brandmeister und Personalvertreter der Frankfurter Feuerwehr. Es war die Zeit, als auch in der Mainmetropole die ersten Hochhäuser entstanden, die heute das Bild der Stadt prägen. An der Spitze der Delegation, die sich in den USA mit dem Thema »Feuersicherheit in Hochhausbauten« befasste, stand im September 1972 Ernst Achilles, der weltweit als einer der führenden Brandschutzexperten galt. »Die Twin Towers waren nahezu vollendet, aber noch nicht bezogen«, erinnert sich Bremes, dem die Dimensionen der mehr als 400 Meter hohen Gebäude sofort Ehrfurcht einflößten. Bremes war schnell klar, dass im Falle eines Feuers nicht nur die Größe der Bauwerke zu Problemen führt, sondern auch die Anzahl der Personen, die sich dort aufhalten - es waren in jedem Turm 25 000 Menschen beschäftigt. Die Lehren, die die Experten aus Deutschland bei ihrem USA-Besuch zogen, flossen später in die in Frankfurt geplanten Projekte ein. So zeigte sich, dass es nicht sinnvoll schien, bei einem Brand Stockwerk für Stockwerk zu räumen, »sondern alle Personen umgehend ins Freie zu geleiten«. Bremes: »Berechnungen hatten gezeigt, dass es acht Stunden dauern würde, einen der WTC-Türme zu räumen.« Zudem notierte Bremes, dass Feuerwehrleute es niemals mit voller Atemschutzausrüstung in den Treppenhäusern bis nach ganz oben schaffen würden: »Unserer Ansicht nach war es sinnvoller, beim Bau von Hochhäusern Depots mit Geräten auf bestimmten Stockwerken einzurichten.«
Doch mit einem Angriff aus der Luft, wie 2001 geschehen, habe niemand rechnen können . . .

Artikel vom 12.09.2006