11.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der »Buttermaker« spaltet die »Nation«

Hänky-Pänky-Kneipenfestival sorgte für rappelvolle Gaststätten und klasse Stimmung


Rietberg (krö). »Jetzt dreht der gleich noch völlig durch.« Grinsend kommentierte am späten Samstagabend Wirtesprecher »Männe« Vogt, was gerade in seinem Gasthof gegenüber dem historischen Rathaus los war - und irgendwie hatte der bekannte Kneiper Recht. Eine Figur namens Buttermaker spaltete beim dritten Rietberger Kneipenfestival die Besuchermengen.
Die Einen amüsierten sich königlich, die Anderen zogen kopfschüttelnd weiter an das gute Dutzend weiterer Live-Spielstätten. Buttermaker, das war ein Auftritt, wie er sich nur schwer beschreiben lässt, irgendetwas zwischen gigantisch gut und total blöd. Die Trash-Beat-Pop-One-Man-Show, wie die Organisatoren von der Interessengemeinschaft Rietberger Kneipenfestival vorab titulierten, bedeutete eine Mischung aus bekannten nationalen und internationalen Titeln, serviert mit Gitarre, Gesang, neuen Texten in einem unverwechselbaren Auftrittsstil. Buttermaker schwang die Fettpölsterchen auf den Hüften zu alternativen Songzeilen. Ein Beispiel: Sang Roberto Blanco einst »ein bisschen Spaß muss sein«, so stellte Buttermaker, einst Verwaltungsmitarbeiter bei der Agentur für Arbeit, fest: »Ein bisschen Gras muss sein«.
Er war der Paradiesvogel unter den 15 Bands und Solisten, die alle gemeinsam dieses dritte Festival seiner Art zu einem hochwertigen und vielfältigen Ereignis machten. Portugiesischer Fado, Irish Folk, Coverversionen bekannter Titel, Countryklänge, Oldies, Blues, alles war vertreten in den Gaststätten, von denen einigen aus allen Nähten zu platzen drohten. Dazu gehörte Rieländers Weinkeller. Hier gastierte ein Lokalmatador, Norbert »Stelte« Steltenkamp, Crack des Westerwieher Karnevals und mit eigenem Fan-Club gesegnet. Die weiblichen Anhängerinnen gerieten in Ekstase, wenn der Kükendorfler, dieses Mal dressed in Western-Style, seine Lieder anstimmte. Nicht ruhig auf den engen Plätzen hielt es dagegen die Besucher im Saal Blomberg. Harry and the Hardons, wie Buttermaker erstmals dabei, boten eine tolle Show und vor allem jene Elvis-Titel, die das Volk, von dem es übrigens reichlich in der Innenstadt gab, einfachen hören will. Da wippten die Füße, snappten die Finger, wurde mitgesungen. Die Cover-Band war eine Bereicherung. Viel zu wenig Zeit blieb, um wirklich alle Live-Acts in der Innenstadt aufsuchen zu können, blieb man doch immer wieder auch bei Bekannten hängen, um ein Schwätzchen zu halten und erste Erfahrungen aus vollen Räumen weiterzugeben. Das Konzept sah mit Bridge einen gelungenen Open-Air-Auftakt und mit den Emsperlen im proppevollen Kolpinghaus einen zündenden Abschluss. In den gut zwei Stunden dazwischen galt das Motto einmal zahlen, 15 Mal hören - wenn man es schaffte, die Stationen abzuklappern. Dass das Festival bei solch idealen Witterungsbedingungen auch seinen Reiz auf der Straße hat zeigte sich an den vielen hundert, die die (zu wenigen?) Bierbuden in der Rathausstraße umlagerten und schon hier besonders im vorderen Viertel nahe Göllners Wiese für kräftige Fülle sorgten.

Artikel vom 11.09.2006