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Mond hilft die Liebe zu finden

150 Tänzer des Ateliers Castro Mendez begeistern im Theater

Von Jörg Hesse (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Die Inszenierung des Tanzateliers Laila Castro Mendez am Samstagabend war ein Fest für Augen und Ohren in gleichem Maße. Das Bad Oeynhausener Theater im Park war nahezu voll besetzt mit einem Publikum, das die phantasievolle und abwechslungsreiche Produktion mit anhaltendem Applaus zu würdigen wusste.

Die vor allem im spanischen Sprachraum bekannte Legende »Hijo de la Luna« (Das Mondkind) rankt sich um ein junges Zigeunermädchen, das in eine geheimnisvolle Zwiesprache mit dem Mond tritt. Sie bittet diesen um Beistand auf ihrer Suche nach der großen Liebe, denn sie möchte ihr Leben nicht länger alleine verbringen. Selbstverständlich verläuft diese Suche nicht geradlinig oder unproblematisch. So muss sie dem Mond als Gegenleistung für seine Hilfe auch ihr erstes Kind geben.
Genau dieser Wechsel der verschiedenen Stimmungszustände und Schicksalsschläge des Mädchens macht den schwungvollen Charakter der Tanzerzählung aus, die im Theater im Park zu erleben war. Wie bereits die übrigen Stücke der Theaterwoche, so war auch diese Inszenierung eine Produktion von Jugendlichen für Jugendliche. Dieser Anspruch wurde hier sogar noch deutlicher als in den bisherigen Vorstellungen, denn es waren sämtliche Altersgruppen vertreten.
So verkörperte eine Gruppe drei- bis fünfjähriger Tänzerinnen ein Häuflein von Pflänzchen oder eine Schar von Glühwürmchen, wodurch der Sommer oder auch eine Hochstimmung des Zigeunermädchens bildhaft gemacht wurde. Zur gleichen Zeit auf der Bühne, durch die Reihen der kleinsten Tänzerinnen hindurchschwebend, wurden von den reiferen Darstellerinnen die anspruchsvollen Sequenzen dargeboten, in denen die emotionale Zerrissenheit der Hauptfigur oder die Bedrohung durch äußere Widrigkeiten verdeutlicht wurde - die Kleinsten und Größeren unterstützten sich gegenseitig in gekonnter Weise.
Unter der Federführung von Laila Castro Mendez, die für die Gesamtidee und Choreographie des Stückes verantwortlich ist, entstand somit eine bemerkenswert unterhaltsame Aufführung. Zu den größten Leistungen der Leiterin des gleichnamigen Bad Oeynhausener Tanzateliers zählt hierbei zweifellos die Koordination ihres Ensembles, das aus immerhin 150 Tänzerinnen bestand. Auch wenn bisweilen mehr als 30 Menschen auf der Bühne wirkten, gab es keinerlei logistische Probleme oder Pannen.
Für Kurzweil sorgte die beeindruckend rasche Abfolge der verschiedensten Einzelszenen. Obgleich das Bühnenbild während der gesamten Aufführung nicht wechselte, war das Stück keineswegs statisch, sondern abwechslungsreich und interessant. In stets wechselnden Kostümen kamen immer neue Gesichter zu immer neuen Klängen auf die Bühne. Das einzige Element, das sich bewusst wie ein roter Faden durch die Aufführung zog, war die aus der Popmusik bekannte Ballade »Hijo de la Luna«.
Zu den beeindruckendsten Darstellerinnen des Abends zählte Marina Meyfeld, die die Figur des Zigeunermädchens virtuos umzusetzen wusste. In ihrer Bühnenpräsenz stand sie selbst hinter dem ebenfalls auftretenden professionellen Tänzer Paolo Fossa nicht zurück. Yacine Pawlak, die den Mond verkörperte, sowie Svenja Heisig als die Wahrsagerin füllten ihre Rollen ebenfalls glaubhaft aus. Ein Höhepunkt war auch das Chanson, das von der Sängerin und Tanzpädagogin Steffi Kölsch dargeboten wurde.
Voraussichtlich wird in Bad Oeynhausen zu Weihnachten eine erneute, thematisch anders gelagerte Aufführung des Tanzateliers zu sehen sein. Darüber hinaus gastiert das Tanzatelier jedoch auch vorher schon an wechselnden Schauplätzen der Region.

Artikel vom 11.09.2006