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Kleinodien
aus der
Kirchenmusik

Deutsch-französisches Konzert

Gütersloh-Friedrichsdorf (WB). Wenn auf einem Plakat der Friedrichsdorfer Kirchenkonzerte - in lindgrüner Farbgebung und heiterem Design - gleich zweimal der Name Westenfelder prangt, ist der Ohrenschmaus mehr als nur doppelt.

Davon konnten sich gut 40 Friedrichsdorfer überzeugen, die das Konzert in der Evangelischen Johanneskirche besuchten.
Die wenigsten von ihnen konnten ahnen, dass die Kammermusik von Bach bis Chaminade so überwältigend schön klingen würde. Der Anfang war den deutschen Barock-Engeln in der Musik zugewandt. Das Trio mit Ulrike und Rolf Westenfelder und Christian Gottwald ließ die Besucher von der Empore aus in den Wohlklang ihrer Instrumente eintauchen. Flöte, Orgel und Sopran verschmolzen zu einem Klangteppich. Hatte man sich im ersten Teil ganz auf das akustische Sinnesorgan konzentrieren können, so trat nach der heiteren Moderation von Kantor Rainer Timmermann im zweiten Teil des Kammerkonzerts im Altarraum auch noch die Augenweide hinzu. Jetzt begleitete Christian Gottwald die beiden Westenfelder mit dem Klavier und tat dies so kongenial, wie es ihm schon an der Orgel gelungen war.
Kleinodien aus der französischen Kirchenmusik wurden mit Sahnehäubchen aus dem weltlichen Genre verziert. Ulrike Westenfelder sang ihre Kantilenen so einfühlsam und mit warmem Timbre, dass sie in das Herz der Zuhörer Eingang fanden. Vom sonoren Mezzosopran bis in die koloraturen Höhen war sie in jeder Lage den schwierigen Linien souverän gewachsen. Sie ließ im mit Sonnenblumen dekorierten Kirchenraum jetzt auch ihre lachende Freude am Gesang sichtbar werden. Die nuancenreiche Einfühlung mit ihren Partnern am Klavier und an der Flauto traverso wurde durch beredte Gesten sichtbar, hörbar und ließ sie zum Kleinod verschmelzen. Deutsche Genialität ging mit französischer Clarté einher.
Dass das in der Region schon sehr bekannte Trio dem Publikum eine Palette von sieben französischen Komponisten vom Barock bis zur Gegenwart aufgefächert hatte, mag manchen Zuhörer mit der Freude am noch Unbekannten beschenkt haben. Die expressionistische Solo-Sonate für Flöte von Jaques Ibert bot der virtuose Rolf Westenfelder in großer Klarheit dar.
Am Schluss nahm der Applaus für das begnadete Trio kein Ende mehr und wurde mit einer Zugabe belohnt.

Artikel vom 09.09.2006