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Klönen mit »Schlüp'n Werner«

Plattdeutsche Stunde lockt wieder 200 Besucher in die Werburgscheune

Von Thomas Meyer (Text und Fotos)
Spenge (SN). Die plattdeutsche Sprache lebt. Das zeigten 200 Besucher bei der 16. plattdeutschen Stunde in der Werburger Scheune. Die Veranstaltung ist mittlerweile zum festen Bestandteil des Stadtfestes geworden.

Nach der Begrüßung durch Wolf-Dieter Fißenebert, Vorsitzender des veranstaltenden Heimatvereins, wurde zunächst ein gemeinsames Lied gesungen. »Trina, komm ens vodde Duier« konnte manch einer der Besucher bereits auswendig mitträllern, einige der schwierigen Zungenbrecher erforderten aber höchste Konzentration. Takt und Melodie gaben die musikalischen Schwestern Stefanie und Annemarie Hodde mit dem Akkordeon an, die bei der plattdeutschen Stunde stets gern gesehene Gäste sind. Die Moderation übernahm wie gewohnt Erwin Freese, der Platt-Spezialist des Heimatvereins.
Als Gastredner stellte er »Schlüp'n Werner« (Werner Schlüpmann) vor, der allerhand Dönnekes zu berichten wusste - von Zahnarztgeschichten bis hin zu Erzählungen von Auswanderern, die im englischsprachigen Raum von ihre Plattdeutschkenntnissen profitieren konnten.
Warum sitzen die Kinobesucher auf dem Fußboden? Der Doppeldeutigkeit des Wortes »Parkett« und anderen bizarren Fragen gingen Liesa Sahrhage und Hanna Freese in ihrem Sketch auf den Grund, der zum ersten Mal Bestandteil des Programms war. Die beiden thematisierten auf humoristische Art die Unsitte, immer häufiger Fremdwörter zu gebrauchen - mit denen Dinge selten klarer werden. Schließlich hatte Moderator Erwin Freese auch noch zwei Geschichten parat. In der ersten Erzählung ging es um den »kirchturmpolitischen« Streit zwischen zwei Gesangvereinen, deren Vorsitzende bei selbstgefälligen Reden in ein Fettnäpfchen nach dem anderen treten. Seine zweite Fabel von der »ollen Kaffeemüahlen« drehte sich um das Problem der »Wegwerfgesellschaft« auf dem Arbeitsmarkt. Nach dem Defekt der neumodischen, elektrischen Kaffeemühle setzte sich das bewährte Gerät am Ende doch durch. »Ich versuche, möglichst aktuelle Themen in den Geschichten aufzugreifen, damit Platt nicht mit ÝaltÜ gleichgesetzt wird«, sagte Freese.
Aufgelockert durch die gemeinsamen Lieder »De Bimmelbahn«, »An mein Spenge« und »Kein schöner Land« ging so ein kultureller Höhepunkt des Stadtfestes zu Ende, der mit viel Lachen und Musik seine Gäste mehr als eineinhalb Stunden in den Bann zog.

Artikel vom 11.09.2006