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Klassenunterschied im Spitzenspiel

Konkurrenz hat Respekt vorm FCG - Harmlose Hammer fügen sich ohne Widerstand

Von Dirk Heidemann
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Hamm (WB). Die Herzpillen konnten diesmal getrost zu Hause gelassen werden. Im Gegensatz zum Infarkt-Krimi in Lotte schonte der FC Gütersloh 2000 beim hoch verdienten 4:0 (3:0)-Erfolg in Hamm diesmal die Nerven seiner Anhänger und spielte 90 Minuten lang konsequenten Angriffsfußball.

Die Tabellenführung in der Oberliga Westfalen konnte somit zementiert werden - und ganz oben möchte der FCG so lange wie möglich bleiben. »Unsere Gegner wissen jetzt: Da kommt der Spitzenreiter, die sind stark. Diesen Respekt haben wir uns erarbeitet«, wunderte sich Thomas Stratos nicht allzu sehr, dass die Spielvereinigung Hamm extrem gehemmt agierte.
In Wirklichkeit tat sich am gestrigen Sonntag allerdings ein Klassenunterschied auf. Die zahlreich mitgereisten Gütersloher Zuschauer rieben sich verwundert die Augen, wie dieser harmlose Aufsteiger bislang ungeschlagen bleiben und der namhaften Konkurrenz aus Münster, Schalke und Wattenscheid die Punkte stehlen konnte. »Wir waren in allen Belangen unterlegen, bei uns lief überhaupt nichts zusammen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns aufgegeben, mit dem 0:4 waren wir noch gut bedient«, brachte der Ex-Gütersloher Dirk Konerding die desaströse Vorstellung seiner Hammer Teamkollegen auf den Punkt, der seine Abwehr indes nicht zusammenhalten konnte und aufgrund einer Oberschenkelblessur nach 55 Minuten wie ein geprügelter Hund vom Rasen schlich.
Mit dem frühen Eigentor war der Wille der Gastgeber im Prinzip schon gebrochen. Der FCG kombinierte nach Belieben und gewann die wichtigsten Zweikämpfe, während die Hammer orientierungslos durch das Mahlbergstadion irrten. Christian Bienemann und Marinko Miletic mit einer Doppelchance (21.) sowie Marco Antwerpen mit einem Fallrückzieher unter die Querlatte (32.), der jedoch aufgrund gefährlichen Spiels abgepfiffen wurde, hätten für eine noch höhere Pausenführung der Gütersloher sorgen können.
Den schönsten Angriff der ersten Hälfte, als Miletic mit einem energischen Antritt aus der Abwehr heraus im Mittelfeld den Ball eroberte und steil auf Dirk Flock spielte, schloss Antwerpen in der 45. Minute ab, als er die präzise Flock-Flanke per Seitfallzieher direkt auf SpVg.-Keeper Milenko Gilic drosch. Die einzige Hammer Gelegenheit vergab der ehemalige Gütersloher Sebastian Veith (29.), der eine Flanke von Innocent Melkam links am Gütersloher Gehäuse vorbei köpfte. Veiths aufgestauter Frust über die maue Vorstellung seiner Mitstreiter entlud sich in einer Gelben Karte (37.), als er den Schiedsrichter anmotzte.
Wer nach der Pause einen Sturmlauf der Hausherren erwartet hatte, der konnte schon frühzeitig den Heimweg antreten. »Ich habe den Jungs gesagt: Es gibt doch nichts Geileres, als mit einer 3:0-Führung aus der Kabine zu kommen. Also macht einfach weiter und habt Spaß daran, hier Fußball zu spielen«, ermunterte Stratos seinen FCG. Und der machte unter den Augen des Verler Trainers Mario Ermisch wirklich munter weiter. Schade nur, dass Erdem Cömert (52.), Bienemann (66.), der aufreizend lässige Renato Bauer (71./72.) und Marco Antwerpen (82.) frei vor Gilic beste Konterchancen vergaben. Die apathisch wirkenden und sich völlig widerstandslos in ihr Schicksal fügenden Hammer hätten es verdient gehabt, richtig abgeschossen zu werden. Selbst ein Ehrentreffer wäre nämlich, trotz der dicken Gelegenheit durch Achilleas Courtoglou (82.), des Guten eindeutig zu viel gewesen.

Artikel vom 11.09.2006