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E-Jugend spielt
Handball-WM nach

Mühlenkreis-Kinder ermitteln eigenen Champion

Von Volker Krusche
Kreis Minden-Lübbecke (WB). Wer wird Handball-Weltmeister 2007? Wird es Lokalmatador Deutschland? Wird es Spanien oder Frankreich? Setzt sich einer der Dauerbrenner Russland oder Kroatien durch? Oder sorgt ein Außenseiter für die große Sensation? In der Zeit vom 19. Januar bis 4. Februar wird man mehr erfahren. Doch ob sich ausgerechnet ein Underdog nach dem Finale in der Kölnarena die Krone wird aufsetzen können, muss doch stark angezweifelt werden.

Anders die Situation im Minden-Lübbecker Land, dem nach wie vor größten Handballkreis Deutschlands. Um diesem Ruf gerecht zu werden, planen Kreisvorsitzender Philipp Koch, sein Stellvertreter und TK-Vorsitzender Wolfgang Budde sowie die große Crew des Handballkreises im Vorfeld der Weltmeisterschaft eine Mini-WM für E-Jungen und E-Mädchen. Die Kinder werden ihren eigenen Champion ermitteln, der dann nach der Endrunde am 13. Januar mit dem entsprechenden WM-Pokal ausgezeichnet werden soll.
»Der Handballkreis setzt im Vorfeld der Weltmeisterschaft mehrere Zeichen, plant verschiedene Aktivitäten im Hinblick auf das Handball-Highlight in Deutschland«, erklärt Koch. Eines ist sicherlich das Spielverbot in den Klassen auf Kreisebene an jenen Spieltagen, an denen die deutsche Mannschaft im Einsatz ist.
Auf Anregung der Koch und Co. wurde auch beim Handball-Verband Westfalen (HV) und dem Westdeutschen Handballverband (WHV) ein Antrag auf Spielverbot gestellt, damit auch jene Teams, die jenseits der Kreisgrenzen aktiv sind, die WM, zumindest wenn die Brand-Schützlinge spielen, auch hautnah miterleben können. Beide Verbände waren aber gegen ein generelles Spielverbot.
In Westfalen wurde die Sonderregelung getroffen, dass, sollte eine der an einem Punktspiel beteiligten Mannschaften wegen der WM um eine Spielverlegung bitten, diese automatisch vorzunehmen ist. »Der HV überlässt es halt den Vereinen, sich von Fall zu Fall zu entscheiden.«
Auf Kreisebene können die betroffenen Partien vom 19. Januar, 21. Januar, 22. Januar (Vorrunde), 24. Januar, 25. Januar, 27. Januar und 28. Januar (Hauptrunde), 30. Januar (Viertelfinale), 1. Februar (Halbfinale) und 4. Februar (Endspiel) bereits aber jetzt schon vorgezogen werden. »Sie müssen allerdings spätestens am Karnevals-Wochenende (17. Februar) gespielt sein,« wie der für den Spielbetrieb verantwortliche Wolfgang Budde erklärte.
Als weitere Aktion soll am 14. Januar ein Handball-Empfang für die Weltmeisterschaft stattfinden. Außerdem ist geplant, dass in Ostwestfalen an den Schulen eine Aktion durchgeführt wird, in deren Rahmen u.a. das Handballabzeichen abgenommen werden soll.
Höhepunkt im Kreis Minden-Lübbecke ist allerdings die Mini-WM. Bei den E-Jungen haben insgesamt 25 Mannschaften für das 24 Teilnehmer umfassende Feld gemeldet. »Das hat zur Folge, dass zwei zweite Mannschaften ein Entscheidungsspiel machen müssen«, so Budde. Dabei fiel das Los auf den TuS Minderheide II und die JSG NSM II. Der Sieger komplettiert das Feld.
Bei den E-Mädchen gingen lediglich 16 Nennungen ein. Hier wird in vier Gruppen gespielt. Die Auslosung der jeweiligen Gruppen findet am Samstag in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels zwischen GWD Minden und dem HSV Hamburg statt, wobei aus Zeitgründen nur noch die attraktiven Gruppenköpfe davon betroffen sind.
„Wir wollen die komplette Weltmeisterschaft mit den Kids nachspielen. Jeder an der WM beteiligten Nation wird eine Mannschaft zugelost. Die Kinder erhalten dann vom Handballkreis extra angefertigte T-Shirts in den Länderfarben, mit dem Ländernamen und dem offiziellen Logo der Handball-WM«, führt Philipp Koch weiter aus.
Die Kosten dafür gingen zu Lasten des Handballkreises. »Wir sind schließlich kein Sparverein, sondern geben das eingenommene Geld somit zweckgebunden an die Vereine zurück«, so der Kreisvorsitzende. Er wies gleichzeitig darauf hin, »dass die Trikots ohne jegliche Sponsorenaufdrucke hergestellt werden.«
Die Gründe, warum das WM-Turnier mit E-Jugendlichen und nicht mit Minis durchgeführt wird, lag in erster Linie daran, »dass unsere Minis im Kreis ohne Wertung spielen. Sie sollen ohne jeden Druck spielen können. Der wäre aber bei einem solchen Turnier sofort wieder aufgebaut worden«, verteidigt Koch die Entscheidung für den älteren Jahrgang.
Gespielt wird an drei Terminen: am 28. Oktober, am 25. November und die Endrunde am 13. Januar. Da wie bei der richtigen Weltmeisterschaft auch ein Präsidents-Cup (Platzierungsspiele Rang 9 bis 24) ausgespielt wird, soll er zusammen mit der Finalrunde wahrscheinlich in den beiden Kampa-Hallen ausgetragen werden.
»Es ist aber auch denkbar, dass wir die Hallen in Rahden oder in Hille nutzen werden«, so Wolfgang Budde. Vorteil des Modus ist es, dass jede beteiligte Mannschaft mindestens zwei Runden (je Spiel zweimal zehn Minuten) und ein Platzierungsspiel austrägt. Die Mini-WM tritt im Handballkreis an die Stelle des Kreispokals. »Wir geben mit diesem Turnier einen Anstoß, leisten einen Beitrag für das Bewusstsein des großen Events in Deutschland. Jetzt liegt es aber auch an den Trainern, Übungsleitern und Eltern bei den Kindern etwas Identifikation mit den zugelosten Ländern zu erzeugen. Das muss an der Basis erfolgen. Vielleicht erleben wir ja schöne Darstellungen der Teams«, hofft Koch auch auf entsprechende Arbeit in den Vereinen.
DHB-Vize-Präsident Horst Bredemeier ist jedenfalls begeistert von der Idee und freut sich, dass sich auch der größte Handballkreis Deutschlands für die WM mit einbringt. »Er ist aber nicht der einzige, der was auf die Beine stellt. Auch in Halle findet ein ähnliches Turnier statt. Und in einigen Verbänden, wie zum Beispiel in Baden Württemberg ist man ebenfalls schon sehr aktiv.«
Seitens des DHB wird aber auch sehr viel getan. So finden an sechs Vorrundenspielorten Jugend-Trainer-Lehrgänge, in Dortmund ein großes Trainer-Symposium, diverse Jugendcamps statt, wurde eine neue Schulsport-Broschüre aufgelegt. »Mit 816000 Mitgliedern ist der Deutsche Handball-Bund der größte der Welt. Die Zahl ist deutlich gestiegen - und das in erster Linie durch großen Zuwachs im unteren Jugendbereich. Das soll die Weltmeisterschaft weiter steigern. Daher müssen sich viele mit einbringen. Aber wir befinden uns auf einem sehr guten Weg.«

Artikel vom 08.09.2006