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Ein Fehlgriff
mit Folgen

Delbrück verspielt 2:1-Führung

Von Elmar Neumann
Delbrück (WB). 73 Minuten lang war der Delbrücker SC ganz dicht dran am Pokal-Coup. Der Viertligist führte gegen den Zweitligisten SC Freiburg bis zu diesem Zeitpunkt mit 2:1. Doch nur fünf Minuten reichten den Gästen aus dem Breisgau, um aus dem verdienten Rückstand noch einen glücklichen 4:2-Endstand werden zu lassen.

»Wir hatten uns fest vorgenommen, irgendwann im Laufe des Spiels für den Sieg in Frage zu kommen. Danach sah es in der zweiten Hälfte auch tatsächlich sehr lange aus, aber leider hat sich die Mannschaft dann eine fünfminütige Auszeit genommen«, so Roger Schmidt. Einen Vorwurf an die Seinen wollte der DSC-Coach nach dem erwarteten Spielausgang aber natürlich nicht formulieren. Im Gegenteil: »Die Jungs haben allen Grund, das Spielfeld erhobenen Hauptes zu verlassen.« Nach 50 Zeigerumdrehungen und dem kuriosen Führungstreffer von Ansgar Kuhn gingen nicht wenige der nur 2355 Zuschauer im Stadion Laumeskamp sogar davon aus, dass ihr DSC den Platz 40 Minuten später jubelnd verlassen würde.
Dabei hatte die Begegnung zunächst den obligatorischen Verlauf genommen. Der Außenseiter legte eine von Nervosität geprägte erste Hälfte hin, kam aber dennoch zu zwei Großchancen, die Freiburgs Torwart Alexander Walke glänzend vereitelte. Erst fing er einen Lupfer von Raffaele Wiebusch ab (9.), dann brachte er Ulf Raschke zur Verzweiflung (45.). »Ich habe mich schon jubelnd am Fangzaun gesehen. Wahnsinn, wie schnell der Walke unten war und diesen Kopfball abgewehrt hat«, zollte der Routinier dem Torwart Respekt. Den verdiente sich auch dessen Delbrücker Pendant Marco Thiel, der nach einigen starken Szenen lediglich beim Freiburger Führungstreffer von Roda Antar (29.) ohne Abwehrchance war, nachdem er den ersten Versuch von SCF-Kapitän Soumaila Coulibaly noch stark pariert hatte. 0:1 - zum Seitenwechsel führten minimalistisch veranlagte Profis gegen zu aufgeregte Amateure.
»In der ersten Halbzeit waren wir nicht gut. Da war wohl noch zu viel Respekt im Spiel, aber der war mit dem schnellen Ausgleich wie weggeblasen. Da hatten wir Freiburg sicher im Griff«, fasste Delbrücks Kapitän Rino Capretti den kurzweiligen Schlussabschnitt in Worte. Folgende Taten waren vorausgegangen: Erst traf der Spielführer nach einem Freistoß von Ansgar Kuhn höchst selbst zum 1:1 (47.), dann legte sich Walke den folgenden Kuhn-Freistoß ins Netz (50.). Ein kapitaler Fehlgriff, aber (leider) nicht der einzige in dieser jetzt packenden Pokal-Partie. Zu einem Zeitpunkt, als Roger Schmidt bereits überzeugt davon war, »dass wir dieses Spiel gewinnen«, griff Thiel nach einer Flanke von Karim Matmour daneben und ermöglichte Antar das zweite Erfolgserlebnis (73.). Ein fulminanter Freistoß von Coulibaly am Ende des folgenden Angriffs (74.) bescherte der Begegnung die zweite Wende, Cafús 2:4 (77.) machte alle Hoffnungen auf eine dritte zunichte. Der DSC verließ das Feld erhobenen Hauptes, der SCF erleichtert, blieb der Elf von Coach Volker Finke nach drei sieglosen Auftritten in der 2. Liga doch der komplette Fehlstart erspart. Da kam das Lob für den Verlierer natürlich sehr locker über die Lehrer-Lippen: »Das war ein richtig gutes Pokalspiel. Heute haben alle Beteiligten nicht viel falsch gemacht. Das dürfte allein Delbrücks trauriger Torwart Marco Thiel etwas anders sehen.
DSC: Thiel - Fulland, Hansjürgen, Capretti, Kuhn - Plucinski (81. Cirivello), Welker, Berkemeier, Berhorst (81. Fulhorst) - Wiebusch, Raschke (81. Radtke)
Zuschauer: 2355
Tore: 0:1 Antar (29.), 1:1 Capretti (47.), 2:1 Kuhn (50.), 2:2 Antar (73.), 2:3 Coulibaly (74.), 2:4 Cafú (77.)

Artikel vom 11.09.2006