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Eislaufen vor
Kurhauskulisse

Ausschuss verschiebt Entscheidung

Von Bärbel Hillebrenner
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Für 1,4 Millionen Euro, glaubt Architekt Hans-Hermann Krafft, könnte der Kurhaus-Vorplatz nach seinen Plänen gestaltet werden. Diese Summe, seine Vorstellungen und vor allem die Details der Umrüstung nahmen die Mitglieder des Staatsbadausschusses während der jüngsten Sitzung zur Kenntnis. Eine Entscheidung wollen sie erst in der Sitzung am 31. Oktober treffen.
Architekt Hans-Hermann Krafft stellte dem Werksausschuss des Staatsbades noch einmal die Pläne für die Gestaltung des Kurhaus-Vorplatzes vor.
Die grobe Planung mit neuer Aufpflasterung, moderner, zeitloser Möbelierung, Abriss der Konzertpavillons und Anlegung neuer Grünbereiche gefällt den Politikern (WESTFALEN-BLATT 17.8.). Eine Bewertungskommission, in der neben Experten auch Vertreter aller Fraktionen saßen, hatte sich vor etwa drei Wochen mit deutlicher Mehrheit für die Vorschläge des Architekturbüros WES und Partner/Krafft-Wehberg aus Berlin/Hamburg ausgesprochen. Die Frage ist jetzt noch unbeantwortet, in welchem Umfang und zu welchem Preis man den Vorplatz des barocken Gebäudes aufwerten möchte. Dass es diese in den nächsten zwei bis drei Jahren geben wird, ist jedoch beschlossene Sache.
Hans-Hermann Krafft, Diplom-Ingenieur und Landschaftsarchitekt gleichermaßen, hatte die Entwürfe seines Büros dem Ausschuss noch einmal in allen Details erläutert. Diese hatten das Bewertungsgremium auch deshalb überzeugt, weil sie an historischen Elemente des ehemaligen Ehrenhofes anknüpfen. So bestanden zum Beispiel die seitlichen Teile der dreiflügeligen Anlage noch vor wenigen Jahrzehnten aus überdachten Wandelgängen. Diese sollen durch Baumreihen nachempfunden werden, die durch ihren Schnitt wie eine Überdachung anmuten. »Platanen wären hier die passenden Bäume. Sie lassen zwischen ihrem Blattwerk ausreichend Licht durch«, sagte Krafft.
Der Platz selbst, rund 1600 Quadratmeter groß, soll mit Natursteinen bepflastert werden. Die gäbe es, so der Architekt, mittlerweile preisgünstiger aus China - was die Gesamtkosten der Maßnahme beeinflussen würde. Das Areal soll leicht in Richtung Kurpark geneigt sein: »Damit man von Norden kommend auch den Platz schon wahrnimmt und das Gebäude im Hintergrund besser sehen kann«, so Krafft. Auch das Regenwasser könne so besser abfließen. Der Höhenunterschied von etwa einem Meter würde durch flache, breite Stufen aufgefangen, die auch als Sitzgelegenheiten mit verschiebbaren Sitzkissen in Teakholz oder gar als Tribüne für kulturelle Darbietungen genutzt werden könnten. »Multifunktionalität« war schließlich auch die Vorgabe an die Planer.
Die Lichtstelen rund um den Platz sollen in schlichtem, zurückhaltendem Design gehalten sein. Sie könnten einzelne Lichtpunkte setzen oder gar die ganze Fläche erleuchten. Zum Beispiel für eine besondere Attraktion im Winter: »Warum nicht den Platz in kalten Monaten als Eislauffläche nutzen?«, weist der Architekt darauf hin, dass man vor der Kulisse des Kaiserpalais vielseitige Möglichkeiten für Veranstaltungen jeglicher Art habe. Damit würde man auch der Gastronomie im Kurhaus entgegen kommen, die bislang zumindest im Außenbereich in einem unattraktiven Umfeld ein eher stiefmütterliches Dasein fristen muss. Die Außengastronomie könnte sich von den Flachdach-Terrassen aus auf den neuen Platz erweitern. Sonnenschirme würden zudem weniger das Fassadenbild des Gebäudes verstellen als viel mehr eine einladende Wirkung haben. »Besuchen Sie mal andere Schlösser. Da verschafft eine Gastronomie eine lebendige Atmosphäre«, so Hans-Hermann Krafft. Hochwertige Sonnensegel statt billiger Plastikschirme passen zu einem feinen und eleganten Ambiente eines Kurhauses durchaus.
Wie viel Geld die Politiker für die Umgestaltung investieren wollen, hängt von all jenen Details und der Ausstattung ab, mit denen der Vorplatz verschönert werden soll. Zu berücksichtigen sei auch, welchen Untergrund die Pflasterfläche haben soll im Hinblick darauf, ob dort Schwergewichte - zum Beispiel durch Bühnen - den Boden zusätzlich belasten könnten. Der Architekt konnte deshalb nur eine Schätzung vornehmen und die liege bei etwa 1,4 Millionen Euro. Der Werksausschuss hat seinen Beschluss verschoben auf die nächste Sitzung am 31. Oktober. Vor 2008 soll sowieso nicht mit der Maßnahme begonnen werden.

Artikel vom 08.09.2006