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Werther hinkt nur hinterher

Bei Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat Stadt »rote Laterne« im Kreis

Von Stefan Küppers
Werther (WB). Die Arbeitslosnzahlen sinken in Werther. Das ist erfreulich. Doch der Rückgang der Erwerbslosigkeit fällt in der Böckstiegel-Stadt weitaus niedriger als im Durchschnitt des Kreises Gütersloh aus. Und Werther schneidet auch wesentlich schlechter als die umliegenden Städte und Gemeinden im Altkreis Halle ab.

Die nachhinkende Entwicklung Werthers bei der Arbeitslosigkeit ist bislang im Ort noch nicht politisch thematisiert worden. Dabei offenbart ein Blick in die Statistik der Arbeitsagentur einige aufschlussreiche Zahlen.
Zwar hat Werther im August 2006 im Vergleich zum August des Vorjahres zehn Prozent weniger Arbeitslose, zuletzt noch 477 Männer und Frauen. Doch im Kreisdurchschnitt lag der Rückgang im selben Zeitraum mehr als doppelt so hoch, nämlich bei 21,2 Prozent. Auch die Nachbarkommunen im Altkreis Halle lagen beim Abbau der Erwerbslosigkeit alle höher: Steinhagen baute um 13,9 Prozent ab, Halle um 20,3 Prozent, Borgholzhausen um 21,2 Prozent und Versmold gar um 25,3 Prozent. Drei der vier Nachbarn haben also mehr als doppelt soviel abgebaut.
Jörg Krause von der Pressestelle der Arbeitsagentur in Bielefeld hat auf Anfrage dieser Zeitung aber noch weitere Details in der Statistik entdeckt, die eine negative Sonderentwicklung aufzeigen. Werther scheint nämlich ein Problem mit Hartz-IV-Empfängern zu haben. Während alle Kommunen im Kreisgebiet teilweise sehr hohe Rückgänge bei den durch die GT aktiv GmbH betreuten Personen zu verzeichnen haben, ist in Werther im August sogar ein kleiner Zuwachs gegenüber dem August des Vorjahres zu verzeichnen. Derweil es in der Böckstiegel-Stadt in diesem Personenkreis einen Zuwachs von 236 auf 240 gab, sank im gleichen Zeitraum die Zahl der Hartz-IV-Empfänger beispielsweise in Steinhagen von 485 auf 449, in Versmold von 466 auf 307, in Borgholzhausen von 157 auf 129 und in Halle von 566 auf 438.
Auffällig ist weiterhin, dass Werther bei jungen Hartz-IV-Empfängern (unter 25 Jahren) einen sehr deutlichen prozentualen Zuwachs von 15 auf 27 Personen hat. Mit einer solchen Verschlechterung steht Werther im Kreis Gütersloh weit und breit alleine.
Eine Erklärung für diese relative Negativentwicklung von Werther kann Arbeitsagentur-Sprecher Jörg Krause auch nicht geben. Man müsse gucken, ob eventuell überproportional viele Hartz-IV-Empfänger zugezogen seien, wieviel Arbeitsplätze überhaupt angeboten würden oder ob sich die Wertheraner Wirtschaft insgesamt relativ schwächer als in der Nachbarschaft darstelle.
Michael Bauch, Teamleiter bei der GT aktiv GmbH in Halle, hat ebenso keine rechte Erklärung. Die Integrationsarbeit in Werther läuft nach seinem Endruck gut. So wolle ein Wertheraner Unternehmen in der kommenden Woche gleich acht Kunden der GT aktiv GmbH zur Probe einstellen. Auch habe die Bürgermeisterin mehrere Unternehmergespräche unter Teilnahme der GT aktiv GmbH organisiert. Außer der schlechten Verkehrsanbindung Werthers an die Nachbarkommunen im Altkreis, was sich auch auf die Beweglichkeit der Arbeitslosen auswirke, habe er bislang keine besonderen Probleme in Werther wahrgenommen. »Doch«, so räumte Bauch ein, »die Zahlen sprechen offenbar eine andere Sprache.«

Artikel vom 08.09.2006