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Noch fehlt eine zündende Idee

Therme: Aus Sorgenkind stolzen Schwan machen oder zum Abschuss frei geben?

Von Michael Robrecht
Bad Driburg (WB). Die Erleuchtung für einen Königsweg, wie die Bäderlandschaft in Bad Driburg neu geordnet werden kann, hat auch das Bad Driburger Bürgerforum am Mittwochabend nicht gebracht. Vielmehr war die fast vierstündige Diskussion ein Spiegelbild der bekannten kontroversen Ansichten in der Stadt. Die Vorschläge reichten - wie Mitte August im Rat - von Abriss der defizitären Therme bis zur millionenteuren Aufrüstung des Badetempels.

Bürgermeister Burkhard Deppe (CDU) kündigte an, dass der Rat noch 2006 eine Entscheidung über die Zukunft von Therme und Hallenbad fällen werde. Wie diese aber aussehe sei völlig offen. »Wenn ich die Kurorte in Deutschland im Internet so durchblättere, dann finde ich überall Thermen; aber ich bin noch nirgends darauf gestoßen, dass man ein Thermalbad wieder abgerissen hat«, sagte der Bürgermeister, der - assistiert von allen zuständigen Verwaltungsmitarbeitern und dem Gutachter Dr. Klaus Batz - im Rathaussaal den Bürgern gut zuhörte.
Vielen Zuhörern wurde durch die schonungslose Offenheit des Gutachters deutlich, wie schlecht es um die angeschlagenen Badetempel bestellt ist. Wie am 12. August berichtet, schlägt Batz vier Szenarien vor: 1. Alles bleibt wie es ist und die Stadt übernimmt jedes Jahr 1,6 Millionen Euro Defizit für seine Bäder. 2. Die Therme wird geschlossen und abgerissen. 3. Ergänzung der Therme durch ein neues 25-Meter-Becken für 3,7 Mio. Euro bei Schließung des Hallenbades. 4. Aufgabe der Therme und Weitervermietung. Fazit: Alle vier Vorschläge kosten hohe Summen.
11,1 Mio. Euro sind für eine Thermen-Schließung mit Abschreibung zu berappen, pro Jahr wären für Abbruch, Erbpacht (63 500 Euro im Jahr) und Schuldendienst 403 000 Euro zu zahlen.
Dr. Batz berichtet, dass die Besucherzahl in der Therme von 123 000 im Jahr 1996 auf 98 000 in 2005 gesunken sei. »Es gibt viele Stammgäste und die Saunen laufen auch gut«, so Batz. Was fehle sei aber eine ordentliche Saunagastronomie, es gebe wenig Abwechslung im Bad, ein 25-Meter-Becken fehle ebenso wie ein Außenbereich für den Sommer. Die Gestaltung sei kalt und wenig heimelig, und erste Sanierungsmaßnahmen ständen auch bald an.
Batz' Vorschläge für die Therme: ein neues Becken, mehr Kurse, eine Standortkonzentration durch Schließung des Hallenbades und ein Ausbau des Gesundheitstourismus, »weil regionale Besucherpotenziale nicht mehr ausbaufähig sind«. Auch müsse man die Vorzüge des Thermalheilwassers nicht wie ein Geheimnis hüten. Aufhören müsse, dass über die Therme ständig öffentlich negativ geredet werde. Er forderte einen Geschäftsführer, der sich ausschließlich um die Therme kümmert.
Die Stadt hat inzwischen mit den Schulleitungen über Schülertransporte bei einer möglichen Schließung des Hallenbades gesprochen. 30 000 Euro fielen für Bussfahrten an. Der TÜV hat kürzlich im Driburger Hallenbad Mängel entdeckt, deren Beseitigung 280 000 Euro kosten.

Artikel vom 08.09.2006