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Viele Bürger
befürworten
Rauchverbot

Qualm stört besonders in Restaurants

Von Dieter Wehbrink
Stemwede/Rahden/Espelkamp (WB). Soll der Staat per Gesetz ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen, Gaststätten und am Arbeitsplatz aussprechen? Diese Frage wird nicht nur unter den Politikern diskutiert, sondern auch unter den Menschen in Stemwede, Rahden und Espelkamp.

»Wir haben in unseren Verwaltungen in Dielingen und Levern keine Aschenbecher aufgestellt«, sagt Stemwedes Bürgermeister Ekkehardt Stauss. »Wir machen Besucher nicht darauf aufmerksam, dass sie rauchen dürfen. Es kommt aber so gut wie nie vor, dass sich jemand eine Zigarette ansteckt.«
Die Mitarbeiter der Verwaltung dürfen in ihren Dienstzimmern rauchen. Ekkehardt Stauss lässt aber keinen Zweifel daran, dass er ein Rauchverbot befürwortet. »Es ist bekannt genug, wie gesundheitsschädlich das Qualmen und damit die gesellschaftlichen Folgen sind. Gerade die öffentlichen Einrichtungen sollten wegen ihrer Vorbildfunktion zur rauchfreien Zone werden.«
»Jeder muss wissen, was er macht, aber ich empfinde das Rauchen in der Öffentlichkeit schon als enorm störend«, meint Rentner Hans Geusch (67) aus Espelkamp: »Raucher sollten von sich aus Rücksicht nehmen. Mit Verboten erreicht man nicht viel. Die Angestellten in öffentlichen Einrichtungen sollten rauchen dürfen, aber nur, wenn kein Publikumsverkehr herrscht.«
»In öffentlichen Gebäuden und Gaststätten müsste das Ruachen generell verboten werden«, sagt Waldemar Scheffler (67) aus Espelkamp. »Raucher haben vielfach kein Verständnis dafür, dass sie Nichtraucher doch erheblich mit der Qualmerei belästigen. Gerade in Gaststätten ist das unerträglich. Da wird geraucht, während andere essen wollen.«
Willi Schmidt (66) aus Kleinendorf rauchte früher selbst bis zu 20 Zigaretten pro Tag. »Ich habe nichts gegen Raucher. Es stört mich auch nicht, wenn in öffentlichen Räumen und Gaststätten geraucht wird. Ein generelles Verbot lehne ich ab.«
Auch Heinrich Lohrie aus Niedermehnen (70) war früher Raucher. »Und das 40 Jahre lang. Über ein Verbot habe ich mir damals nie Gedanken gemacht.« Heute ist der Rentner aus eigener Erfahrung nachdenklicher geworden: »Es ist doch sehr nervig, wenn ich im Restaurant sitze und vom Nachbartisch der Rauch zu mir zieht. Das sollte verboten werden.« Am Arbeitsplatz könnten sich die Beschäftigen ja einigen, ob geraucht werden dürfe oder nicht, meint Lohrie. »Wenn es allerdings jemanden stört, sollten die Zigaretten in der Schachtel bleiben.« Eine Ausnahme könne für Berufstätige gelten, die draußen arbeiten: »Das kann nicht so sehr stören«.
Ursula Kutschke (64) aus Niedermehnen hat »selbst noch nie geraucht - leider aber indirekt.« Auch sie fühlt sich beim Essen durch rauchende Nachbarn gestört, sieht aber für manchen Raucher ein Problem, wenn er am Arbeitsplatz nicht mehr qualmen dürfte: »Manche behaupten schließlich, sie könnten ohne Zigaretten nicht mehr gut denken.«
Beate Wöstehoff (40), Wirtin der bekannten Gaststätte »Speukenkieker« in Pr. Ströhen, lehnt ein Rauchverbot ab. »Ich möchte aus unserem Haus keine rauchfreie Kneipe machen. Wenn nicht geraucht werden darf, geht die Gemütlichkeit verloren.« Allerdings wird der »Speukenkieker« auf die immer stärker werdende Diskussion reagieren und demnächst einen rauchfreien Raum anbieten. »Die Nachfrage ist einfach da«, sagt Beate Wöstehoff.
In vielen Firmen ist ein Rauchverbot schon aus Gründen des Brandschutzes unerlässlich. »In der Produktion arbeiten wir mit Holz. Rauchen wäre da viel zu gefährlich. Hierfür gibt es bei uns Pausenäume«, berichtet Frank Specht, technischer Leiter des Wehdemer Badmöbelherstellers Optifit. »In den Angestellten-Büros ist das Rauchen nicht untersagt.« Ein gesetzlich geregeltes Verbot würde Specht zwar begrüßen, sieht aber Schwierigkeiten in der Umsetzung. »Wenn in einem Raum fünf Leute arbeiten, von denen zwei ständig in den Pausenraum zum Rauchen rennen, gibt es Probleme mit der Gerechtigkeit. Wie werden die Nichtraucher diese Pausen bewerten?«

Artikel vom 08.09.2006