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Neuer Kanal schützt Keller
in Levern vor Überflutung

Sanierungsarbeiten in Leverner Straße »Am Heilbad«

Von Dieter Wehbrink
Levern (WB). Sie ist eine der idyllischsten und bekanntesten Straßen Leverns. Doch zurzeit müssen die Anwohner »Am Heilbad« einiges ertragen, denn auf der gesamten Länge der Fahrbahn befindet sich eine große Baustelle.
Einer der Hausanschlüsse, die an die neue Kanalleitung angeschlossen werden.

Die Gemeinde Stemwede erneuert dort den maroden Abwasserkanal - eine unbedingt erforderliche Maßnahme. Verkehrsbehinderungen, Staub und Lärm sind vorübergehend die Folge für die Anlieger. »Doch denen muss ich wirklich ein großes Lob aussprechen«, freut sich Ulrich Hüffmann, Leiter der Tiefbauabteilung der Gemeinde Stemwede. »Sie nehmen die Belastungen mit großer Geduld und viel Verständnis in Kauf.« Anfang Oktober dürften die Arbeiten beendet sein. »Dann stellen wir die Straße wieder her«, sagt der Tiefbauamtsleiter.
Auf die Probe gestellt wurde allerdings auch die Geduld von Ulrich Hüffmann und aller am Bau beteiligten Arbeiter. Eigentlich sollte die 250 Meter lange Verlegung der neuen Kanalrohre reine Routine werden. Doch dann kam alles anders. »Um die Kanal-Verbindung unter der Badeallee her bis zur Straße ÝAm HeilbadÜ herzustellen, wollten wir unter dem schmalen Fuß- und Radweg auf einer Länge von 70 Metern unterirdisch die Leitungen hindurchpressen«, erzählt Hüffmann. »Das Aufbaggern einer Trasse schied auch wegen der vielen Leitungen aus, die dort in der Erde liegen.«
Also hoben die Arbeiter eine Baugrube aus und bedienten von dort aus einen riesigen Bohrer. Doch dessen Frässcheibe blieb schon bald im Erdreich stecken. »Schalung und Kanthölzer vom alten Kanal aus dem Jahr 1970 sowie Findlinge machten ein Weiterkommen unmöglich«, erinnert sich Hüffmann. »Der Fachfirma aus Oberhausen blieb nichts anderes übrig, als Muskelkraft einzusetzen. Immer nur ein Arbeiter kletterte in die Öffnung und später in die langsam voranschreitende Rohrleitung. Er kratzte an dessen Ende kontinuierlich den Sand los und reichte ihn über Kübel nach hinten - so lange, bis der Tunnel samt neuem Abwasserrohr in der Straße »Am Heilbad« angekommen war. »Vier bis fünf Wochen Verzögerung haben uns diese Schweiß treibenden 70 Meter gekostet, aber es gab keine Alternative«, ärgert sich Hüffmann.
Der alte Kanal führte übrigens zur früheren Kläranlage Levern Nord, die seit 1995 nicht mehr in Betrieb ist. Das Leverner Abwasser wird seitdem zur Zentralen Kläranlage nach Wehdem geführt.
Die Gemeinde Stemwede muss für die Kanalsanierungsmaßnahme in der Straße »Am Heilbad« Kosten in Höhe von 450 000 Euro aufbringen. Die Anlieger werden daran nicht beteiligt. »In anderen Kommunen zahlen die Hauseigentümer bereits kräftig mit«, betont Hüffmann.
Die Sanierung wurde nicht nur wegen des schlechten Zustandes des alten Regen- und Abwasserkanals notwendig. Gerade in Levern gab es in vergangenen Jahren immer wieder mal Ärger, weil die alte und zu kleine Leitung nach heftigen Regenfällen die Wassermassen nicht schnell genug abführen konnte. Es kam zum Rückstau - mit fatalen Folgen für manchen Hausbesitzer, dessen hausinternes Rückstauventil defekt war: Über Toiletten und Waschbecken-Abflüsse liefen die Keller voll. Deshalb investierte die Gemeinde in Levern enorme Summen, um neue Kanäle mit wesentlich größeren Querschnitten zu verlegen. Statt der früheren 40 bis 60 Zentimeter Rohrdurchmesser sind es jetzt 70 bis 120 Zentimeter.
Nach Levern Süd (Lindenweg, Langer Acker, Bruchweg, Wellengrund) nahmen sich die Fachleute den Bereich »Am Bökel« und jetzt »Am Heilbad« vor. 2008 sollen Teilstücke an der Buchhofstraße und am Schulplatz folgen. »Dort, wo die Kanäle bereits in Betrieb sind, hat sich die Situation deutlich entspannt«, freut sich Stemwedes Tiefbauleiter.

Artikel vom 06.09.2006