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Damit Lernen mehr Spaß macht

An der Realschule Enger können die Schüler den Unterricht mitgestalten

Von Matthias Band
Enger (EA). Die städtische Realschule Enger macht sich schon seit mehreren Jahren Gedanken darüber, wie sie die Lernkompetenz ihrer Schüler verbessern kann. Im Rahmen der zehnten Praxistagung der Kommission »Schulforschung und Didaktik« stand gestern eine Unterrichtshospitation und ein Feedbackgespräch der Tagungsteilnehmer in der Realschule Enger auf dem Programm.

Der Kommission ging es darum, zu prüfen, inwieweit sich das Lernkompetenzmodell der Realschule Enger in der Unterrichtspraxis niederschlägt. Die Realschule Enger hat ein umfassendes fächerübergreifendes Curriculum zur systematischen Entwicklung von Lernkompetenz entwickelt. Mit einem fächerübergreifenden Curriculum verfolgt die Schule das Ziel, Schüler zu selbstgesteuertem Lernen zu befähigen. Das bedeutet, dass die Schüler lernen sollen, fachliches Wissen zu vermitteln, Strategien des Verstehens und Behaltens zu erlernen, Konfliktfähigkeit und kommunikative Fähigkeiten zu stärken sowie Motivation und Selbsteinschätzung zu gewinnen. Konkret heißt das für die Schüler zu lernen, wie sie so genannte Mind Maps erstellen, also grafische Darstellungen, die die Beziehungen zwischen verschiedenen Begriffen erläutern.
Der systematische Aufbau von Teilkompetenzen vollzieht sich in der Realschule laut Schulleiter Joachim Blombach in einem Unterricht, der sich durch zunehmende Selbststeuerung durch die Lernenden auszeichne. Selbstgesteuertes Lernen bei gleichzeitiger Entwicklung und Sicherung fachlicher Fähigkeiten führe zu einem hohen Maß an Handlungsfähigkeit, erläuterte Blombach.
Und in der Tat, die Kongressteilnehmer waren begeistert: Sie stellten fest, dass die Schüler anspruchsvolle Kompetenzen sehr gut durchführen können. Bei vielen Schülern bedürfe es zwar noch einer Einweisung. »Der nächste Schritt ist nun, die Schüler zu selbstorganisiertem Arbeiten anzuleiten«, sagte Professor Hilbert Meyer von der Universität Oldenburg.
Professor Josef Keuffer von der Universität Bielefeld war fasziniert, wie es die Schule trotz Klassengrößen von 24 bis 31 Schülern bewerkstellige, ein angenehmes Lernklima zu schaffen. »Nun sind wir hier nicht in Hamburg oder Bielefeld, aber trotzdem ist das Lernklima außergewöhnlich gut.« Damit spielte Keuffer auf die oft schwierigen sozialen Probleme der Großstadtschulen an. Meyer strich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit heraus. In der Realschule vermittelten die Lehrer viel durch ihre Körpersprache. Sie machten den Schülern Mut und bewirkten bei ihnen durch reflexive Unterrichtselemente ein Nachdenken darüber, was sie überhaupt lernen und wofür.
Die Kommission begleitete nicht nur den Unterricht, sondern sprach auch mit einzelnen Schülern. Dabei sah vor allem der hohe Identifikationsgrad der Schüler mit ihrer Schule aufgefallen. Im Unterricht seien kaum Maßregelungen notwendig, weil die Schüler motiviert seien und sich in dem modernen Unterricht aktiv beteiligten. Das liege häufig an kleinen Hilfestellungen, wie Meyer lobend hervorhob.
So verwies er zum Beispiel auf den Tipp an eine Schülerin, die sich sehr selten meldete, eine Meldestrichliste zu führen. Dabei stellte die Schülerin schnell fest, dass sie sich nicht am Unterricht beteiligte. »Einsicht ist der erste Schritt zu Besserung«, sagte Meyer.
Ein Problem, das bislang auch an der Realschule unzureichend gelöst werden konnte, ist das so genannte zieldifferenzierte Lernen. Dabei geht es um die Individualisierung des Unterrichts sowohl für lernschwache Schüler als auch für unterforderte. Diesem Manko möchte sich die Schule, die übrigens die schlechteste Schüler-Lehrer-Relation in Enger aufweist, als nächstes widmen.

Artikel vom 06.09.2006