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Ein Dorffest rund ums blaue Obst

106. Zwetschenkirmes im 1171 Jahre alten Paderborner Ortsteil Wewer

Alles dreht sich um die aromatischen Früchte, wenn am Sonntag, 10. September, im Paderborner Ortsteil Wewer die 106. Folge der traditionellen Zwetschenkirmes im und am Vereinshaus des Heimatbundes »Auf der Bleiche« gefeiert wird.

Als im Jahre 1900 der Gastwirt Stephan Schonlau damit begann, die Zwetschenkirmes auszurichten, konnte er nicht ahnen, dass diese Einrichtung so lange bestehen und einmal im ganzen Paderborner Land und darüber hinaus bekannt würde.
Nun etwas zur Entstehung der Zwetschenkirmes: Ursprünglich feierte die Gemeinde Wewer am letzten Sonntag im September das Kirchweihfest - den Michaelstag. Dazu kamen die Verwandten, Freunde und Bekannten recht zahlreich ins Dorf. Zur gleichen Zeit fand aber auch die Zwetschenernte statt, was die Dorfbewohner bewog, ihren Gästen den berühmten Zwetschenkuchen zu servieren.
Da auch einige Bauernhäuser Brennrechte besaßen, wurden die heruntergefallenen und überzähligen Zwetschen zu Alkohol destilliert, dem sogenannten Zwetschen-Wasser. Zum geistlichen Feste kam nun immer mehr die weltliche Feier mit Tanz und Spiel, wobei auch dem original Zwetschen-Wasser reichlich zugesprochen wurde.
So kam es, dass der Pfarrer Theodor Meiwes (1866-1903), oder der Pfarrer Anton Meier (1904-1923) - dieses Ereignis ist nicht mehr genau zu datieren - aus Angst um das Seelenheil seiner Pfarrkinder, diese in einer donnernden Sonntagspredigt aufforderte, die weltliche Feier vom Patronatsfest zu trennen und sich der weltlichen Genüsse zu enthalten. Hierauf wurde die weltliche Feier vorverlegt, auf den dritten Sonntag, später auf den zweiten Sonntag im Sepember, der heutigen Zwetschenkirmes.
Nachdem nun der Gastwirt Schonlau aus Altersgründen den Gasthof schloss und auch kein Nachfolger gefunden wurde, hat der 1969 gegründete Heimatbund Wewer es sich zur Aufgabe gemacht, die Zwetschenkirmes auszurichten.
Sie fand nun in den folgenden Jahren an mehreren Standorten, wie in der Turnhalle der Schule und nach Fertigstellung des Bürgerhauses dort, statt.
Als nun am 6. Dezember 1995 die Heimatbund-Hütte durch einen technischen Defekt abbrannte und schon zehn Monate später das neue Vereinshaus mit einer in einem etwas verkleinerten Rahmen gefeierten Zwetschenkirmes eingeweiht wurde, war der richtige Standort gefunden. Er wurde von der Bevölkerung ganz und gar akzeptiert. Somit ist die Zwetschenkirmes an ihren alten Standort, wenn auch um einige Meter verschoben, zurückgekehrt.
Das parkähnliche Gelände »Auf der Bleiche« ist sehr zentral gelegen. Es ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Von der Bushaltestelle Winkelsgarten führt ein etwa 100 Meter langer Fußweg dort hin. Ebenso liegt das Gelände direkt an den fünf Hauptradwanderrouten: Almeradweg, Römer-Route, Kaiser-Route, Wellnessradweg und Radwege zur Weserrenaissance, so wie drei regionale Radrouten und lädt auch außerhalb der Zwetschenkirmes als Rastplatz ein: »Wir, der Heimatbund Wewer, wollen dieses schöne Brauchtum weiter leben lassen und mit der Einwohnerschaft, Freunden und Gästen aus Nah und Fern feiern, getreu dem Motto: Aus der Vergangenheit lernen, in der Gegenwart für die Zukunft arbeiten !«

Artikel vom 08.09.2006