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Krönender  Abschluss

Dafo-Quartett beendet Henze-Reihe bravourös

Gütersloh (WB). Die Veranstaltungsreihe zu Hans Werner Henzes 80. Geburtstag fand mit einem bravourösen Kammerkonzert des Dafo-Quartetts am Sonntagabend ihren krönenden Abschluss. Zuerst spielten die vier Damen in der Aula des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums drei Streichquartette von Hans Werner Henze sowie das Streichquartett G Dur KV 387 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791).

Entpuppten sich Justyna Duda (Violine), Danuta Augustyn (Violine), Aneta Dumanowska (Bratsche) und Anna Armatys (Violoncello) zu ihrem Konzertabschluss als einmalig hervorragende Mozartinterpretinnen, stand durchaus auch die Frage im Raum: Warum? Von Henze ist bekannt - seine Streichquartette 1, 5, und 2 waren zuvor nicht weniger gekonnt zu Gehör gebracht worden -, dass er ein großer Mozart- Verehrer ist. »Ich hoffte damals auf dem Wege über die satztechnische Strenge É zu Mozart gelangen zu können, zu seiner Schwerelosigkeit, Spiritualität, Melodiösität, zu einer Musik ohne Narben, einer Musik, der die Schwierigkeiten des Machens, die Leiden ihres Entstehungsprozesses nicht mehr anzusehen und anzuhören sind, die nur noch aus Erfinderglück zu bestehen scheint...«, äußerte Henze in Worten, die sich auf sein 2. Streichquartett bezogen. Dem Dafo-Quartett gelang wiederum durch seine interpretatorische Glanzleistung jenem musikalischen Hochziel Ausdruck zu verleihen, welches Henze mit Mozart zeitlos verbindet.
Nach den rhythmisch bewegten, sehr schnellen Streicherunisoni des »Allegro molto« in Henzes 1. Streichquartett (1947) reifte das Andantino aus der Gegensätzlichkeit von Cello-Pizzicati und warmem Bratschensolo zu einem durch wundersame Streicher-Vibratos erschaffenen Klangjuwel. Die variierende Tonsprache zwischen vom prägnanten Zupfen der 2. Violine geprüften, klangmalerisch sanften Unisoni des übrigen Trios im »Lento, ma non troppo« mündete im »Presto« durch dissonanten Läufen widerstrebende Punktierungen in die schroffe Durchbrechung ignoranter Hörgewohnheit. Die großen Gegensätze zwischen vage vernebeltem Beginn im ersten Satz »Viertel=72« von Henzes 5. Streichquartett (1976/77) und der grausam fantastischen Tonwelt des schrecklich Schönen für Humorvolle im zweiten »Atemlos, wild« genannten Satz setzten sich auch in den folgenden vier Sätzen fort. Durch das Ungefügte aller nur möglichen Verschiedenheiten hindurch wies Henzes Musik mit ihren unausdenkbar prüfenden Einflüssen immer wieder auf die reine Klangmitte jenseits, hinter und inmitten der sich austobenden Konflikte hin. Sie ist es, die den Komponisten Henze mit Mozart verbindet.
Das Dafo-Quartett verlieh dem auch in Henzes 2. Streichquartett in berührender Weise Ausdruck. Ebenso zum Abschluss mit der außerordentlich hochwertigen Interpretation der schnellen, tänzerischen, langsamen und wieder schnellen, von vollkommener Schönheit kündenden Mozart-Sätze.Johannes Zoller

Artikel vom 06.09.2006