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»Der See ist lebensgefährlich«

Informationsveranstaltung über Risiken der Sandabgrabung

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Dr. Wilhelm Schwindt ist ein streitbarer Mann, jedenfalls, wenn es um Natur und Umwelt geht. Und so machte er sich zum Sprecher von Anwohnern, die einen möglichen See am Lorbeerweg in Sennestadt verhindern wollen.

In einer Informationsveranstaltung erläuterte er Risiken einer von dem Papenburger Bauunternehmer Johann Bunte beantragten Sandabgrabung für den Bau der A 33 in diesem Bereich. »Diesen See brauchen wir nicht«, forderte er die Anwohner auf, ihre Einsprüche fristgerecht geltend zu machen. Das geht nur noch bis Ende des Monats. »Danach haben Sie keine Chance mehr, das Einverständnis gilt als stillschweigend erteilt.« Welche Risiken mit der Sandabgrabung verbunden sein können, machte Dr. Wilhelm Schwindt mehr als deutlich. Nach seiner Darstellung gebe es bisher keine Erfahrungen »mit Seen in einem solchen Gelände«. Südlich des Lorbeerweges sollen 677 000 Kubikmeter Sand abgebaut werden, dabei ist eine Höhendifferenz von mehr als fünf Metern zu überwinden. »Oben sinkt der Grundwasserspiegel, unten steigt er wieder an. Oder anders gesagt, oberhalb sterben die Bäume ab, unten bekommen die Leute feuchte Keller«, warnte der Experte, der sich eingehend mit der Aktenlage beschäftigt hat.
Weil der Grundwasserspiegel sich verändert, sind Bausicherungsmaßnahmen erforderlich, heftig attackiert von Dr. Wilhelm Schwindt. Zudem habe der mögliche, bis zu 24 Meter tiefe See eine Trichterform mit »unglaublich steil abfallenden Böschungen. Da sehen Sie Wasser erst, wenn Sie direkt auf den Teich schauen.« Und noch etwas gab der Naturschützer zu bedenken: »Der See ist lebensgefährlich, es wird kein sauberes Wasser geben.« Der Grund werde durch das Spülwasser aufgewirbelt. Durch die Nährstoffüberfrachtung müsse der Wald abgeholzt werden, sonst werde sich der Boden mit Faulschlamm anreichern. Dazu kämen die jetzt schon feststellbaren Immissionen der A 33. »Die Salzlast von der Autobahn ist hier schon angekommen«, wies der Doktor auf den Rand der Fläche hin.
Betroffen von dem Sandabbau sind vor allem die Anwohner des benachbarten Ortsteils »Heideblümchen«. Sie fürchten um ihre Ruhe. »Lärm und Verkehrsbelastungen sind im Umkreis bis zu 500 Metern zu hören. Pro Tag gibt es 433 LKW-Fahrten. Dazu kommt der Krach von den Abgrabungsmaschinen«, warnte Dr. Schwindt. Nicht ganz der Meinung des Experten waren andere Anwohner. »Ein See ist doch nicht schlecht. Zumal alle anderen Teiche und Tümpel weg sind, weil man hier in den letzten Jahren einfach nichts mehr daran gemacht hat.«

Artikel vom 06.09.2006