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Klartext von Querdenkern ist Mangelware

Hans-Hermann Gockel mit »Deutschland, die überstrapazierte Nation« vor der Kreis-CDU

Von Astrid Meier (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »In Deutschland geht es nur noch in eine Richtung, und zwar bergab«, ist sich Hans-Hermann Gockel sicher. Zu dieser provokanten Erkenntnis kam der bekannte N24-Nachrichtenmoderator nach eineinhalb Jahren intensiver Recherche für sein neues Buch »Deutschland, die überstrapazierte Nation«.

Der Autor folgte am Montagabend einer Einladung des CDU-Kreisverbandes in die Gaststätte Dresselhaus-Brockmann. Rund 70 Bürgerinnen und Bürger aus dem gesamten Kreis folgten der halbstündigen Lesung und waren von den klaren Ansagen des Journalisten zum Teil erschrocken, aber auch erstaunt. Eine rege Diskussion folgte.
»Uns fehlt das nötige Selbstbewusstsein, Missstände anzusprechen und diese auch zu verändern. Wenn wir Wähler nicht auf die Barrikaden gehen, wer soll dann in diesem Land etwas ändern?«, fragt der Journalist. »Aber auch die Politiker haben nicht mehr die Courage, sich vor die Menschen zu stellen. Fast alle Volksvertreter haben kein Rückgrat mehr, und Querdenker wie Friedrich Merz oder Oskar Lafontaine werden von den eigenen Parteien kalt gestellt. Viele Politiker scheuen sich Klartext zu reden und wollen es allen Recht machen - vor allem dem Ausland.« Dass immer mehr Menschen den großen Volksparteien den Rücken kehren, sieht der 52-Jährige »als sehr gefährlich an. Aber die großen Parteien scheuen sich, heikle Themen zu besetzen, oder behandeln sie nur halbherzig. Der Wähler hat dadurch das Gefühl, nicht mehr genügend Schutz und Sicherheit durch den Staat zu bekommen.«
Der Nachrichtenmoderator greift in seinem Buch Tabus auf und stellt Zustand der Nation in ungeschönten Bildern dar. »Viele Kinder leben in bitterer Armut und der Staat ist nicht in der Lage diese aus ihrem Leben herauszuholen. Stattdessen wird der Haushalt durch unsinnige Investitionen geplündert und das Geld findet nicht mehr den Weg zu denjenigen, die es nötig brauchen. Durch Bafög und anderen Sozialleistungen finanzieren wir sogar Terroristen, wie es bei den Kofferbomben-Attentäter in jüngster Vergangenheit der Fall war.«
Gockel prangert den raschen Werteverlust, das wachsende Aggressionspotenzial von Kindern und Jugendlichen an, sieht die Bildung - »unseren wichtigsten Rohstoff« - auf dem Abstellgleis und kritisiert drastisch die Einwanderungspolitik. »Viele Migranten sind nicht bereit, sich zu integrieren, unsere Sprache zu lernen oder sich mit unserer Kultur auseinanderzusetzen.« Während seiner Recherche sprach der Journalist unter anderem mit dem in Syrien geborenen Politologen Bassam Tibi oder mit dem Islamwissenschaftler Ralph Gadban, die beide schon heute massive Probleme sehen. Tibi befürchtet sogar im Jahre 2014 bürgerkriegsähnliche Zustände von randalierenden, muslimischen Jugendlichen, die sich in Ballungszentren Straßenschlachten mit der Polizei liefern - ähnlich wie im vergangenen Jahr in Frankreich. Die Hauptgründe seien Arbeits- und Perspektivlosigkeit.
Gockel sieht sich nach 18-monatiger Recherche in seinen Ergebnissen bestätigt. »Als am 31. März mein Buch erschien, stand die erste Schule in Berlin/Neukölln unter Polizeischutz. Bislang wurden die Probleme, die noch unter der Oberfläche gären, mit öffentlichen Mitteln ruhig gestellt. Das wird aber bald schon nicht mehr möglich sein.« Obwohl Hans-Hermann Gockel ein sehr düsteres Deutschland-Bild zeichnet, hat er die Hoffnung noch nicht verloren. »Ich gehe mit meinem Buch in die Offensive und wehre mich. Ich lasse mir als Wähler eine weitere Fehlentwicklung nicht mehr gefallen und hoffe auf einen Aufstand der Anständigen.«

Artikel vom 06.09.2006