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Spannend statt staubtrocken

Rietberger Autor Reiner Hammeran stellt sein neues Buch vor

Von Rolf Lielischkies
Rietberg (WB). Luise, die frühere Königin von Preußen, starb im Jahre 1810 im Alter von nur 34 Jahren. Warum steht aber auf einem großen Platz des brandenburgischen Örtchens Gransee ein gusseiserner Sarkophag zu ihren Ehren, wenn sie doch im Garten des Charlottenburger Schlosses begraben ist? Die Antwort ist ebenso einfach wie verblüffend und findet sich im neuen Buch des Rietbergers Reiner Hammeran.

Die damals beim Volk unerhört beliebte Monarchin war in ihrem mecklenburgischen Landschlösschen gestorben, und auf dem letzten Wege Luises zurück nach Berlin hatte der trauernde Reisegesellschaft der langen Wegstrecke wegen eine Übernachtung in Gransee eingeschoben. So können die Bürger des Ortes sich rühmen, dass die Königin dort genächtigt hat - wenn auch nur als Leiche.
Nachzulesen ist diese Anekdote zusammen mit vielen anderen Geschichten aus der Geschichte in dem Buch »Dunkelgräfin, Kahlbütz & Co.«. Autor ist Reiner Hammeran, Jahrgang 1947, Grundschullehrer in Langenberg, geboren in Marburg, aber schon seit vielen Jahren mit Frau und Familie (drei Töchter, eine Hündin) in Rietberg ansässig. Einen Namen gemacht hat er sich vor allem als Regisseur der VHS-Theatergruppe »Spielleute«.
Geschichte habe ihn schon immer interessiert, erzählt Hammeran. »Für viele ist das Thema ja schon in der Schule ein rotes Tuch«, weiß er. Meistens ginge es nur darum, Zahlen und trockenen Stoff zu pauken. »Historiker beleuchten die große und wichtige Geschichte und schreiben große und wichtige Bücher.« Darum geht es dem Autor nicht. Ihn interessieren die Geschichten am Wegesrand, die Randfiguren, die Welt der kleinen Leute. Sein Motto lautet: »Wer mehr weiß, der sieht mehr.« Deshalb sieht er sein Buch als eine Art ergänzenden Reiseführer für all jene Zeitgenossen, die eine Fahrt in das Gebiet der ehemaligen DDR planen und sich dort in Ruhe umschauen wollen.
Hammeran selbst empfindet seit vielen Jahren eine ganz besondere Affinität zu diesem Landstrich. Schon vor der Wende ist er dort gewesen, nach der Grenzöffnung noch öfter, »und ich habe mir ganz bewusst das Land abseits der Grenzanlagen und der verfallenen Städte angeschaut.« Entstanden ist in 15 Jahren ein ganzer Berg an Informationen. Die Geschichte mit dem Sarkophag-Denkmal der Königin Luise ist einem reinen Zufall zu verdanken. Eine Verkehrsumleitung führte Reiner Hammeran durch Gransee, er wunderte sich, fragte einen Einheimischen, und schon war ein neues Buchkapitel begonnen.
Wer wissen möchte, was es mit der Dunkelgräfin und einem gewissen Christian von Kahlbutz auf sich hat, der sollte das Buch zur Hand nehmen. Nur so viel: War die Dunkelgräfin, die stets verschleiert und nur in der Dunkelheit spazieren ging, wirklich eine Monarchentochter? Und warum verwest die Leiche des Schwerenöters von Kahlbutz nicht, was der Besucher von Neustadt an der Dosse mit eigenen Augen sehen kann? Dies alles und noch mehr beschreibt Hammeran in insgesamt 28 Kapiteln auf 250 Seiten. Passende Zeichnungen steuerte Elke Fölling aus Rheda-Wiedenbrück bei.
Das Buch ist beim Wagner-Verlag erschienen, im Buchhandel erhältlich und auch über Amazon zu beziehen. Dort hat ein Leser namens Volker Schmidt dem Autor bereits eine Fünf-Sterne-Bewertung (besser gehtĂ•s nicht) gegeben. Hammeran freut sich nicht nur über das Wohlwollen, das daraus spricht, sondern vor allem über den Rezensionstext: »Der Mann hat verstanden, worum es mir geht.« Also zitieren wir zum Schluss doch gern daraus: »Der Autor beherbergt offensichtlich ein großes und penibel recherchiertes Hintergrundwissen, welches er blendend (weil unauffällig) in die einzelnen Episoden einfließen lässt. So wirkt es weder schulmeisterlich noch langatmig - oder gar langweilig wie ein Geschichtsbuch. Im Gegenteil: Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Zeile.«

Artikel vom 06.09.2006