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Wurzeln reichen bis nach Gütersloh

Stadtmuseum: Neue Ausstellung beschäftigt sich mit Geschichte der Seenotrettung

Gütersloh (mdel). Seit Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) vor 141 Jahren verdanken 73 000 Menschen ihr Leben dem selbstlosen Einsatz der Seenotretter. Die Wurzeln der Gesellschaft reichen bis ins Flachland zurück. Ihr Mitbegründer war der Navigationslehrer Adolph Bermpohl aus Gütersloh.

In der neuen Ausstellung »Aus Sturm und Not« im Gütersloher Stadtmuseum stellt die DGzRS ihre Arbeit vor und blickt auch auf das Leben von Adolph Bermpohl zurück. Konzipiert wurde die Ausstellung zum 140-jährigen Bestehen der Gesellschaft. Außerhalb der Küste ist sie erstmals zu sehen - aus gutem Grund. »Die Wurzeln des Rettungswerkes reichen bis nach Gütersloh zurück. Keine andere Stadt identifiziert sich so mit dem Leben von Adolph Bermpohl wie diese«, erläutert Holger Stucke von der DGzRS.
Der Auslöser für die Initiative des Güterslohers war ein Unglücksfall im September 1860. Die Brigg »Alliance« lief auf das gefürchtete Borkum-Riff auf und sank. Von der Besatzung blieb niemand am Leben, obwohl durchaus die Möglichkeit bestanden hätte. Mangelnde Organisation und Ausrüstung sowie das noch ausgeübte Strandrecht verhinderten zu jener Zeit in vielen Fällen Rettungsmaßnahmen für Schiffbrüchige. In Appellen an die Bevölkerung ging Bermpohl dagegen vor.
Mit zahlreichen Exponaten lässt die DGzRS die Geschichte der Seenotrettung Revue passieren. Eine Auswahl von Modellen der insgesamt 61 Seenotkreuzer der Gesellschaft ist ebenso zu sehen wie eine Kanone. Diese wurde früher genutzt, wenn Schiffe vor Inseln havarierten. Mit den Raketen wurden Seile zum Unglücksort geschossen, mit denen die Schiffbrüchigen an Land gezogen werden konnten. Einige Exponate erinnern auch an das Rettungsschiff »Adolph Bermpohl«, das 1967 selbst in Seenot geriet.
Die Ausstellungsstücke im Obergeschoss des Stadtmuseums widmen sich der Neuzeit. Die DGzRS präsentiert dort ein modernes Floß sowie ein aus 25 000 Streichhölzern gefertigtes Rettungsboot. »Das ist sogar schwimmfähig«, berichtet Holger Stucke. Weitere Ausstellungsabschnitte widmen sich den Themen »Seenotrettung und Philatelie«, der Fotografie sowie der Gütersloher Schöps-Friedrich-Stiftung. Einen hohen Wiedererkennungswert werden für die Besucher die kleinen Schiffchen haben, mit denen die DGzRS in Kneipen, Geschäften und Arztpraxen um Spenden bittet. Denn das ist das Besondere an der Gesellschaft: Die DGzRS ist der einzige private Seenotrettungsdienst der Welt. Sie wird jährlich zu 2400 Einsätzen gerufen - Tendenz steigend. Von den 300 000 Förderern in Deutschland kommen 513 aus der Stadt Gütersloh.
Die Ausstellung ist bis zum 12. November im Gütersloher Stadtmuseum zu besichtigen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Eine besondere Aktion ist am Samstag, 7. Oktober, 11 Uhr, geplant. Unter dem Motto »BaSAR« werden maritime Schätze versteigert. Unter anderem kommt das Original-Namensschild des Seenotrettungskreuzers »Hermann Ritter« unter den Hammer.

Artikel vom 07.09.2006