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Opfer hat kein
Messer gesehen

Wegen Vergewaltigung vor Gericht

Werther/Bielefeld (uko). Unter dem Vorwurf der Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung muss sich gestern ein Mann aus Werther vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Opfer der Tat soll seine 32-jährige Lebensgefährtin sein. Der Angeklagte machte am Dienstag zu Beginn des Prozesses keine Aussage.

Tatort soll am 21. und 22. April das gemeinsame Haus in Werther gewesen sein. Hier lebte das Paar seit Anfang dieses Jahres zwar weiterhin zusammen, doch räumlich getrennt. Elisa B. (alle Namen geändert) hatte Rudy D. (34) bereits mehrmals zu erkennen gegeben, sich von ihm endgültig trennen zu wollen. Die Partner haben ein gemeinsames Kind, obendrein lebten zwei Kinder des Mannes aus einer früheren Beziehung mit im Haus.
An jenem Tag soll Rudy D. von der Frau Sex gefordert haben. Er habe gedroht, sie zu schlagen und sogar zu töten: »Wir bringen das hier zu Ende, ich bringe dich um«, soll der Mann wörtlich gesagt haben. Dabei soll D. obendrein ein Messer mit einer sieben Zentimeter langen Klinge aus der Hosentasche geholt und es demonstrativ seinem Opfer gezeigt haben. Auf ihre Weigerung, sich von ihm küssen zu lassen, drohte Rudy D., er werde ihr »das ganze Gesicht abbeißen«. Im Wohnzimmer soll Rudy D. dann sein Vorhaben in die Tat umgesetzt und die Lebensgefährtin vergewaltigt haben. Elisa B. hatte sich noch in der Nacht an eine Freundin gewandt, ihr das Verbrechen geschildert.
Am folgenden Tag kehrte Elisa B. in die Doppelhaushälfte zurück, wurde postwendend von dem Mann wegen ihrer Abwesenheit beschimpft. Nach Ansicht von Staatsanwältin Ute Beckmann setzte er dann die Drohungen fort. Erneut musste sich die Frau die sexuellen Übergriffe ihres Freundes gefallen lassen. Rudy D. soll erst von ihr abgelassen haben, als er sie vor dem Gang zur Polizei und vor einer Strafanzeige warnte, denn er werde sie »auch nach zwei, drei Jahren finden«.
Diese Vorfälle schilderte Elisa B. mehrmals vor der Polizei. Auf Nachfrage der Staatsanwältin wurde die Frau zudem wegen des Messers nachvernommen. Stets bestätigte das Opfer seine Vorwürfe. - Vor der 9. Strafkammer des Landgerichts wollte der Angeklagte gestern erst die Aussage der Zeugin abwarten. Elisa B. bekräftigte zwar in nichtöffentlicher Verhandlung die Vergewaltigung und die sexuelle Nötigung, ein Messer wollte sie nun nicht mehr gesehen haben. Sie habe lediglich »etwas blitzen« sehen, gab sie an. Auf Nachfrage soll die Zeugin erklärt haben, sie wünsche schon wegen der Kinder keine harte Bestrafung für den Angeklagten.
Der Prozess soll am 25. September mit der Vernehmung einer Polizeibeamtin fortgesetzt werden. Möglich ist zudem ein weiterer Termin im Oktober, dann soll eine andere Polizistin als Zeugin gehört werden.

Artikel vom 06.09.2006