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Kiliani: Erst jetzt startet die Sanierung

Neue Serie rückt die Folgen der Explosion in den Blick

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Die verheerende Explosion eines Wohn- und Geschäftshauses in Höxter jährt sich am Dienstag, 19. September, zum ersten Mal. Aufgrund der unvergessenen dramatischen Ereignisse beleuchtet das WESTFALEN-BLATT nun die Folgen der mutwillig herbeigeführten Katastrophe. Die erste Folge der Serie befasst sich mit der Kilianikirche.

Noch immer sind die Fenster des Gotteshauses vernagelt, das Gebäude aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ein Jahr nach der Explosion des benachbarten Hartmann-Hauses sind die Spuren der gewaltigen Detonation an dem stadtbildprägenden Gebäude nach wie vor offensichtlich. Erst jetzt wird mit der Sanierung begonnen -Êseit gestern wird das Kirchenschiff eingerüstet. Dass es nun endlich losgehen kann, erleichtert nicht nur Kirchmeister Claus-Werner Ahaus und Architektin Marlies Hemesoth, sondern die gesamte Kirchengemeinde. Ahaus: »Viele Bürger verstehen nicht, warum das Historische Rathaus fast fertig ist, aber an der Kilianikirche noch nicht einmal mit den Reparaturen begonnen wurde.«
Die Verzögerung hat aber einen guten Grund, wie der Kirchmeister erläutert: »Es mussten zunächst Gutachten erstellt und umfangreiche Gespräche mit allen Beteiligten -Êdazu gehörten unter anderem das Westfälische Amt für Denkmalpflege, die Landeskirche und die Gebäudeversicherung -Êgeführt werden. Insbesondere die Verhandlungen mit der Versicherung waren sehr konstruktiv.«
Außerdem galt es zu klären, was Altschäden sind und welches Unheil durch die Explosion an dem Gotteshaus hervorgerufen wurde. Auf 900 000 Euro beläuft sich der Schaden durch die Wahnsinnstat -Êbesonders betroffen ist der Südturm. Weitere 500 000 Euro werden fällig, um die im Laufe der Jahrzehnte marode gewordene Verfugung der Fassade zu erneuern. Bei der Finanzierung, so hofft die Kirchengemeinde, wird sich die Stadt beteiligen. Sie ist laut einem Vertrag von 1855 dazu verpflichtet, sich für den Erhalt des Südturms und des Mittelschiffes finanziell einzubringen. Den Rest muss die Gemeinde über Spenden aufbringen.
»Es hat ein Vierteljahr gedauert, die Art der Verfugung festzulegen«, berichtet Claus-Werner Ahaus und spielt damit auf eine Grundsatzdebatte an, die bereits seit 20 Jahren in Höxter geführt wird. »Das Landeskirchenamt fordert, dass die Kilianikirche verputzt wird. Der Rat der Stadt und das Presbyterium setzen sich seither dafür ein, dass der Buntsandstein sichtbar und die stadtbildprägende Funktion des kulturhistorischen Denkmals erhalten bleibt. Endlich haben wir uns durchsetzen können«, sagt der Kirchmeister. Während der Sanierung werden sämtliche Fugen erneuert, beschädigte Steine ausgetauscht und Risse saniert, erläutert Architektin Hemesoth.
Zunächst wird das Dach des Kirchenschiffes (Sollingsandstein) erneuert. Parallel dazu läuft die Verfugung. Bereits begonnen sind die Tischlerarbeiten. Auch die zerstörten Fenster müssen rekonstruiert werden: Bleiverglasung mit hellem Glas. Sollten es die Finanzen erlauben, wird das im Jahre 1938 zugemauerte Fenster an der Ostseite mit einer Größe von sechs mal 1,50 Meter wieder geöffnet und neu verglast. Das Thema wird lauten: »Der Herr ist mein Hirte«.
Nach der Außensanierung ist ein Innenanstrich fällig. Danach soll die durch die Explosion verschmutzte Orgel gereinigt werden. Ahaus: »Nach bisherigen Untersuchungen der Orgelbaufirma Klais aus Bonn hat sie -Êabgesehen von der Verschmutzung -Êzum Glück keinen Schaden davon getragen.«
Marlies Hemesoth geht davon aus, dass die Sanierung bis Mitte 2007 dauern wird. Ahaus: »Dann haben wir aber Ruhe für die nächsten 100 Jahre.«
In der nächsten Folge machen wir die von der Explosion betroffene Buchhandlung Henze zum Thema.

Artikel vom 06.09.2006