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Kunst mit einem Augenzwinkern

»Offene Ateliers« am 9./10. September - Vier Künstler aus Altkreis Lübbecke dabei

Von Sonja Gruhn
Lübbecke (WB). Meist sind es Fundstücke, aus denen Martin Bültmann aus Lübbecke Skulpturen entstehen lässt. Dabei werden oft verschiedenste Materialien in Montagen zusammengefügt und zwar so passgenau, dass sie den Eindruck erwecken, miteinander verschmolzen zu sein. Am Wochenende, 9. und 10. September, öffnet Bültmann im Rahmen der sechsten Auflage der »Offenen Ateliers« seine Türen.

Der 41-jährige Lübbecker war von Kindesbeinen an kunstinteressiert. »Am Anfang war es ja mehr Bastelunterricht. Aber später in der Oberstufe wurden wir an die verschiedenen Kunstformen sowie die Kunstgeschichte herangeführt.« Bültmann fühlte sich von der Moderne wie Popart, dem Dadaismus und dem Surrealismus angesprochen. »Da ich kein Instrument spielen kann, gibt mir die Kunst eine Möglichkeit, mich auszudrücken«, erzählt Bültmann.
Zunächst begann er jedoch über die »Schiene« Fotografie und mit Ausschnitten aus Illustrierten in Collagenform zu arbeiten. 1988 folgte eine Steinmetz- und Steinbildhauerlehre bei der Gehlenbecker Firma Greiner, die Bültmann 1991 mit der Gesellenprüfung abschloss. Danach holte er an der Wilhelm-Normann-Schule in Herford sein Fachabitur in Gestaltung nach und war etwa ein Jahr lang als Steinmetz im Bereich Bauwerksrestaurierung, unter anderem mit Arbeiten am Mindener Dom, tätig. Hier standen Ornamentik und Schrifthauen im Vordergrund. Ein Lieblingsmaterial hat der seit 1994 freischaffende Künstler nicht. Gearbeitet wird mit Fundstücken. Die Montage übertrug Bültmann später auf Räumlichkeiten und Körperformen. Allerdings ist der Werkstoff Stein oft dabei vertreten.
Im Urlaub wird gesammelt: Treibholz, Glas, Kunststoff und natürlich Steine. Aus Südwales stammt beispielsweise der »Kopf«, ein von Algen und Schlick stellenweise grün eingefärbter Stein, der sich nachhaltig anstrengt, vollkommen grün zu sein und dabei scheinbar feststellt: »ItÕs not easy being green«. Denn so lautet der Titel, den Bültmann seiner Skulptur gegeben hat. Hier entdeckt man eine weitere Vorliebe des Künstlers: die Verbindung des Zwei- und Dreidimensionalen. Ein laminierter, angestrengt wirkender Mund, ragt am unteren Ende des Kopfes hervor. Der Mund steht frei im Raum, die Laminierung verleiht eine gewisse Transparenz. Die Ideen ergeben sich aus den Funden, ihren Eigenschaften und Strukturen. Die passgenauen Übergangsstellen, wie man sie von Intarsien kennt, sollen einen logischen Zusammenhang bilden und in Kontext gebracht werden. So fügt sich ein Stück eines gelben Plastikeimers - ebenfalls ein Strandfund - als Schädelstück in einen Stein ein. »Nase 5« ist der Titel einer weiteren Arbeit aus der »Nasenreihe«. Die »Nase« ist ein Stein, den Freunde aus Irland mitgebracht haben. Ebenfalls passgenau, ist er in das »Gesicht« eingefügt. Auf der Nase thront eine alte patinierte Sonnenbrille, die sich farblich gut einfügt, und ein Ast als Hals erinnert an den Hals eines Emus.
Ein Stück verwittertes Nadelholz aus dem Wald, bildet den Korpus der Skulptur »Rumba mit Sommersprossen«. Auf dem eiförmigen Steinkopf sind tatsächlich natürliche Sprenkel zu erkennen, die an Sommersprossen erinnern. Passend dazu der »flammende Haarschopf« aus Nylonseilen - gefunden am Strand. Bültmann verpasste der Figur »Spielzeughände«, die mit bunten Flummis jonglieren. Bei vielen seiner Stücke ist deutlich ein »Augenzwinkern« von Martin Bültmann zu erkennen. »Al Pacinos neuer Hut« bildet da keine Ausnahme. Das Papiergesicht wurde leicht gewölbt auf den Holzhintergrund aufgesetzt und so scheint es, alsblicke einen »Als« Gesicht direkt aus der Wohnzimmerecke an. Ob er allerdings den Hut aus Holz und Eisen täglich tragen würde. . .? Selbst ein vertrocknetes Zitronenbäumchen bekommt ein neues »Gesicht« und somit als Medusa eine neue Daseinsberechtigung.
l Am 9. und 10. September sind viele neue Werke und hier und da auch einige Stücke älteren Datums in der Zeit zwischen 11 und 18 Uhr in Bültmanns Atelier Am Sportplatz 6c in Lübbecke zu sehen.

Artikel vom 05.09.2006