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»Kein Grund, Luki
einzuwechseln«

SCV-Trainer Ermisch spricht Klartext

Verl (cas). »Wenn wir das 1:0 gemacht hätten, Ahlen wäre dann garantiert zusammengebrochen.« Auch am Tag danach hatte SC Verls Trainer Mario Ermisch den »Chancen-Schock« noch nicht ganz verarbeitet. Ein einziger Sturmlauf - fast über 90 Minuten wurde das Gastgebertor belagert - verpuffte letztendlich im Nichts. Bitter für Verl.

»Mit so vielen Chancen, die wir unserem Gegner gestatteten, gewinnt man normalerweise drei Spiele«, konnte RWA II-Coach Heiko Bonan kaum begreifen, dass seine Mannschaft (»Hat sich heute sensationell verkauft«) die Dauerdefensive schadlos überstand. Treffend formulierte eine Ahlener Zeitung das großzügige Punktpräsent der Verler. »Die Gäste verschenkten ihre Möglichkeiten wie wertlose Aktienpapiere«, schrieb der Autor des Artikels.
Hätten die Schwarz-Weißen auch nur ein Drittel ihrer »Hundertprozentigen« in Treffer umgemünzt, wären sie jetzt sogar Oberliga-Tabellenführer. Den unermüdlich trommelnden Fans und den mitgereisten Sponsoren hätte am Sonntag im Süderstadion auch schon ein Törchen gereicht.
Doch im Moment fehlt dem amtierenden Vizemeister, seit mehr als 180 Minuten torlos, der »Knipser vor der Kiste«. Soner Dayangan - wie immer sehr bemüht, aber glück- und planlos im Spiel nach vorn - ist von seiner alten Form noch weit entfernt. Und Altmeister Carlos Castilla zittert trotz seiner großen Erfahrung plötzlich der Fuß, wenn er zum Schuss ansetzt. »Carlos hätte in Ahlen der Held werden können«, seufzt Ermisch.
Castillas berechtigte Auswechslung löste unterschiedliche Reaktionen aus. Während aus dem Sponsorenzirkel ein kurzes »Bravo« zu hören war, verabschiedeten die treuen Fans den diesmal völlig aus der Spur geratenen Superkämpfer mit tröstendem Mitleidsbeifall. Den hätte wohl auch Lukas Krause gebraucht, der sich bereits warmlief, aber dann wieder nicht zum Einsatz kam. »Für wen hätte ich denn Luki bringen sollen? Es gab keinen Grund, im Mittelfeld zu wechseln, zumal es im Offensivbereich - bis auf den schlechten Abschluss - rund lief«, rechtfertigte sich gestern Mario Ermisch.
Außerdem, so der Trainer, sei ein Spielertausch nicht das Allheilmittel, um den Erfolg zu erzwingen. Wobei sich Ermisch auf die Statistik beruft: »Danach werden auch nach einer Einwechslung die meisten Partien nicht mehr umgebogen.« Und schließlich habe sich Krause beim Pokalmatch in Rheda auch nicht gerade empfehlen können. »Lukas lässt zu schnell den Kopf hängen«, moniert Mario Ermisch.
Doch die Diskussionen um den nicht unumstrittenen Wirbelwind dürften zwangsläufig verstummen. Denn mit Tim Hagedorn (Verdacht auf Bänderriss) und dem Last-Minute-Sünder Cosmin Uilacan (mindestens zwei Wochen Sperre) fallen im Mittelfeld zwei wichtige Akteure vorerst aus. »Jetzt bekommt Lukas höchstwahrscheinlich seine Chance, auf die er gewartet hat. Ich hoffe, er nutzt sie auch«, würde sich Ermisch über ein erfolgreiches Krause-Comeback nur freuen.

Artikel vom 05.09.2006