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»Jetzt ist die Firma platt«

IG Metall stellt Sozialplan für Hettich-Mitarbeiter vor

Rietberg (mobl). Die 58 Mitarbeiter, die von der Produktionsschließung bei Hettich Strothmann in Rietberg betroffen sind, haben das Angebot bekommen, zwölf Monate lang in einer Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft übernommen zu werden. Die IG Metall stellte gestern den ausgehandelten Sozialplan vor.

Anfang des Jahres war die Gewerkschaft vom Betriebsrat informiert worden, dass die Stilllegung der Produktion in Rietberg geplant ist (das WB berichtete). Schon 2004 und 2005 war Personal in der Emsstadt abgebaut worden. »2005 gab es auch eine Standortgarantie, aber die ist jetzt Makulatur«, so Hans-Werner Heißmann-Gladow, Gewerkschaftssekretär der IG Metall. Von der Produktionsstilllegung Ende Dezember sind 58 Mitarbeiter betroffen.
Was mit den 27 kaufmännischen Mitarbeitern passiert, ist nach wie vor offen. »Es soll eine neue Bleibe gefunden werden, ein neuer Standort im Umkreis von 30 Kilometern um Rietberg. Das betrifft die Beschäftigten in den Bereichen Marketing, Qualitätsprüfung und Vertrieb. Vielleicht muss aber der ein oder andere Mitarbeiter demnächst in Kirchlengern arbeiten, ich persönlich habe nämlich den Eindruck, dass mit den 58 Entlassungen hier in Rietberg noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist«, so Heißmann-Gladow weiter. Was einen neuen Standort anbetrifft, habe sich Hettich-Geschäftsführer Klaus-Dieter Sundermeier »bisher nur sehr nebulös« ausgedrückt.
Der Sozialplan, den die IG Metall für die 58 Mitarbeiter, die Ende Oktober ihre Kündigung erhalten werden, ausgehandelt hat, basiert auf drei Säulen. Erstens: alle Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, an einer so genannten Outplacement-Beratung teilzunehmen. Diese umfasst unter anderem Bewerbungstraining.
Zweitens: es wird eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft gegründet, die die entlassenen Mitarbeiter zwölf Monate lang weiterbeschäftigt, wenn nötig weiter qualifiziert und versucht, die Menschen in neue Jobs zu vermitteln. In dieser so genannten Transfergesellschaft erhalten die Mitarbeiter mindestens 85 Prozent ihres bisherigen Nettolohns.
Drittens: die Firma Hettich Strothmann zahlt Abfindungen, die gestaffelt sind nach Betriebszugehörigkeit, Alter, Unterhaltspflichten und Behinderung. »Das Gesamtvolumen des jetzt ausgehandelten Sozialplanes beträgt etwa 3,7 Millionen Euro«, so Hans-Werner Heißmann-Gladow.
»Das ist die zweitbeste Lösung, die wir erreichen konnten. Die beste wäre natürlich der Erhalt des Standorts gewesen.« Betriebsratsvorsitzender Klaus Schuckay warf der Geschäftsleitung vor, den Standort Rietberg systematisch kaputt gemacht zu haben: »Das war die klassische Salami-Taktik: immer weiter abschneiden - und jetzt ist der Standort platt.«

Artikel vom 02.09.2006