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Aufwärtstrend nicht fortgesetzt

TuS N-Lübbecke enttäuscht vor Magerkulisse - 28:34-Pleite gegen den Vizemeister

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Blasheimer Markt in Blasheim. Da entscheiden sich tatsächlich auch zahlreiche Handballfreunde eher für das Kirmesvergnügen, denn für eine Handball-Bundesliga-Partie, in der immerhin der derzeitige Vizemeister und Mit-Titelfavorit SG Flensburg-Handewitt seine Visitenkarte in der Lübbecker Kreissporthalle abgibt.

Vor der Magerkulisse von nur vielleicht 1700 Zuschauern enttäuschten auch diesmal in ihrer Heimpartie die Schützlinge von Trainer Jens Pfänder ein wenig. Jedenfalls konnten die Gastgeber an ihrer eigenen Heimstätte den Aufwärtstrend vom Mittwochspiel beim SC Magdeburg nicht fortsetzen und unterlagen zwar vom Endergebnis her noch ansprechend mit nur 28:34 (12:20), doch täuscht dies doch über die wahren Kräfteverhältnisse mehr als nur ein wenig hinweg.
Die Gäste zeigten sich in ihrer Favoritenrolle den Hausherren in allen Belangen überlegen, spielten besonders in der Abwehr mit einem sehr gut aufgelegten Torhüter Dan Beutler dahinter in den ersten 30 Minuten wie aus einem Guss und provozierten viele, viele Fehler (Schüsse in den Block, an Beutler gescheitert, Fehlanspiele an den Kreis, Stürmerfouls und auch noch ein wenig Pech bei Pfostenschüssen. Und wenn's eben nicht läuft, dann läuft's auch gleich richtig nicht. Tönnesen scheiterte daher auch noch bei seinem ersten Strafwurf am Gäste-Keeper) bei den Mühlenkreislern.
Wär ja alles nicht ganz so schlimm gewesen, wenn wenigstens die Abwehrleistung gepasst hätte. Aber da kam, inklusive Torhüter Birlik Ivar Gudmudsson, einfach zu wenig. Nahezu ungehindert konnten Lijewski und von Behren aus dem Rückraum schießen, kam Jonny Jensen am Kreis frei durch. Und: Das Angriffsspiel der Gäste in der Konzeption ähnelte zwar sehr der Spielweise des Wilhelmshavener HV (Außen holen, langer Wechsel über die andere Seite, Pass, Rückpass, Schuss), aber das Schnelligkeits-Niveau der SG Flensburg/Handewitt war doch wesentlich höher angesiedelt. Manchmal musste man wirklich schon Sorgen haben. Nein, diesem Angriffstempo war die Abwehr des TuS N-Lübbecke einfach nicht gewachsen. So stand es schon nach nicht einmal zehn Minuten 2:8 gegen den TuS. Dabei hatte man im Vorfeld noch davon geträumt, möglichst lange die Begegnung offen halten zu können.
Beim 4:10 wollte Tainer Pfänder bereits eine Auszeit nehmen, einem zu großen Rückstand zu früher Stunde entgegenwirken. Der Pfiff vom Kampfgericht ertönte auch - aber zu spät. Ein Fehlanspiel Sudzums an Fölser ließ das Leder beim Gegner landen - und dann darf man eben keine Auszeit nehmen. Glück für den TuS: wenigstens der Konter war durch den Fehlpfiff verhindert.
Anschließend lief es zwar etwas besser für die Gastgeber, das 7:11, 8:12 und 9:13 ließ Hoffnungen aufkeimen. Doch dann schraubten die Gäste schnell über 10:17 und 12:17 auf 12:20. Nicht nur für die Fans die Entscheidung. Doch sie munterten ihre Lieblinge singend auf: »Wir woll'n Euch kämpfen sehen!«
Die Aufforderung nahm der TuS N-Lübbecke mit in die Kabine, kam mit frischem Elan zurück und provozierte nun seinerseits bei der SG Flensburg/Handewitt mehrere individuelle Fehler. Doch die Hoffnung, dass man ähnlich wie Melsungen in Flensburg vor drei Tagen näher heranrücken könnte, erfüllte sich nicht. Der Vizemeister hatte diese Lektion offensichtlich gelernt, ließ im Anschluss nie einen Zweifel aufkommen, dass er diese Partie problemlos nach Hause schaukeln würde. Richtige Höhepunkte blieben im zweiten Durchgang fast völlig aus. Nahezu emotionslos plätscherte sie bei sich kaum veränderndem Vorsprung für die Sieben von der Förde dahin. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Pfänder Dragan Sudzum bei sechs gegen sechs auf der vorgezogenen Position spielen ließ, bei eigenener Überzahl auch noch Dirk Hartmann als zweiten Manndecker vor die Deckung beorderte.
Und so blieb das einzige kleine Highlight der Partie wenigstens dem Gastgeber überlassen. Beim Treffer zum 28:34 von Sudzum, lieferte Branko Kokir mit seinem Anspiel hinter dem Rücken einen sehenswerten Pass.

Artikel vom 04.09.2006