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Spock & Co. brachen viele Tabus

»Star Trek« und seine Fans feiern das 40-jährige Bestehen der Kult-Serie

Von Christian Bröder
Gütersloh (WB). »Der Weltraum, unendliche Weiten! Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. . .« Diese Worte kennt David Kerner aus Gütersloh in- und auswendig. So beginnt jedes Abenteuer vom Raumschiff Enterprise, »das viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs ist, um neue Welten zu entdecken, neue Zivilisationen und neue Abenteuer.« Und der 29-Jährige ist ein großer Fan. Die Serie heißt »Star Trek«, ihre Anhänger nennen sich Trekkies, und im September feiern sie das 40-jährige Bestehen der Saga.

Als am 8. September 1966 die erste Folge von Star Trek über den Sender ging, da war David Kerner noch nicht einmal geboren. Selbst die kühnsten Optimisten hatten damals nicht vorausgesehen, dass Gene Roddenberry eine Lizenz zum Gelddrucken geschaffen hatte. Im Gegenteil: Die meisten hielten die Idee einer »Westernserie im Weltall« für ausgemachten Blödsinn. »Es wurden viele Tabus gebrochen. Eine farbige Frau als weiblicher Offizier war damals unvorstellbar«, erklärt David Kerner. Doch hartgesottene Fans wie er waren es, die damals per Briefkampagne bei den Sender-bossen dafür sorgten, dass die Serie eine neue Chance bekam.
»Gut so«, findet das David Kerner, der seit 1988 ein eingefleischter Trekkie ist. »Es ist nicht einfach bloße Unterhaltung, sondern eine Mischung aus Realität und Fiktion. Es werden Themen wie Rassismus, Teamgeist und friedliche Problemlösungen behandelt. Am Ende ergibt immer alles einen Sinn«, erklärt er die Gründe für sein Fan-Dasein. Mit etlichen gesammelten Werken hat er sich ein Stück Weltraum in die eigenen vier Wände geholt: Einige 100 Original-DVDs, Hefte, Raumschiff-Modelle, T-Shirts, ein paar Spielfiguren, Tassen, Becher oder auch ein Ausbildungsbuch für Kadetten - die Hülle und Fülle an galaktischen Fanartikeln gleicht einem kleinen Museumsbestand.
Sein Prunkstück ist die hellblaue Original-Uniform von Mister Spock, die er gerne mal zu Karneval überstreift und dann zum Kommander wird. »Es gibt schlimmere Fälle als mich«, lächelt David Kerner, der auch seine Freundin Daniela (27) für die Ausflüge in fremde Galaxien begeistern konnte. »Ich schaue mir mit ihm die Filme im Fernsehen oder im Kino an«, sagt sie. Unvergesslich sei es gewesen, als das Paar die Schauspieler Jonathan Frakes und Michael Dorn auf einer so genannten »Convention«, eine Art Fanmesse der Trekkies, in Bonn getroffen hat. Dort gibt es mitunter sogar Mitstreiter, die sich autodidaktisch ein paar Brocken »Klingonisch« (Sprache eines Weltraumvolkes) angeeignet haben. »Solch eingefleischte Trekkies mag es vereinzelt geben. Die meisten Anhänger der Serie sind jedoch Menschen wie du und ich. Schließlich hat jeder so seine Leidenschaft«, sagt Kerner. Er freut sich auf den 8. September und will sich am »Ehrentag« in Ruhe eine seiner DVDs anschauen. Der private Fernsehsender Scifi hat das 40-jährige Bestehen sogar zum Anlass genommen, an diesem Tag ab 6 Uhr die ersten sechs Kinoabenteuer noch einmal in voller Länge zu zeigen.
Dass die Kult-Saga 40 Jahre später immer noch funktioniert, zeigt, wie gut sie geschrieben ist: Die Geschichten sind fantastisch, komplex und clever, und die Kabbeleien zwischen Bordarzt Pille und dem spitzohrigen Vulkanier Spock machen vielen Fans Spaß wie eh und je.

Artikel vom 04.09.2006