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An die Spitze
der Branche
getüftelt

Hüttenhölscher Maschinenbau

Von Marcus Tschackert
Verl (WB). Aus bescheidenen Anfängen hat sich ihr Unternehmen zu einem der modernsten und innovativsten seiner Branche entwickelt: Norbert Hüttenhölscher, Burkhard Reinke und Wilhelm Masjosthusmann hoben vor genau 25 Jahren die Hüttenhölscher Maschinenbau GmbH aus der Taufe.

In einer 110 Quadratmeter kleinen Garage am Grasweg entwickelten und bauten die Firmengründer damals ihre ersten Maschinen. Auf engstem Raum war alles beisammen: Werkbank, Schweißgerät, Fräse und ein kleiner Schreibtisch, der als Büro diente. »Mit einer Plane abgedeckt, wurde aus der Werkstatt eine Lackiererei«, erinnert sich Norbert Hüttenhölscher.
Heute, 25 Jahre später, steht am Grasweg ein 4400 Quadratmeter großer Firmenkomplex, in dem Konstrukteure und Entwickler an hochmodernen Computern sitzen und modernste Maschinen entwickeln und konstruieren. Das Metier von Hüttenhölscher ist der Sondermaschinenbau. Und hinter diesem Begriff verbirgt sich die Vielseitigkeit und Flexibilität des Unternehmens, das 77 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Produktpalette reicht von Anlagen für Scheckkartenproduzenten über Kunststoffpalettenbearbeitungsmaschinen, rechnergesteuerte Bohrstationen und Pressen bis zu modernsten Montagestraßen. »Wir bauen mittlerweile die schnellsten Fertigungsstraßen für die Möbelindustrie in ganz Europa«, betont Norbert Jürgenhake, Vertriebs- und Konstruktionsleiter für Möbelbau. »Und das mit einer Taktung, die bislang unerreicht ist.« Für einen heimischen Küchenhersteller wurde eine Anlage entwickelt und gebaut, die in einer Minute vier Korpusse zusammensetzt, verleimt und verschraubt. Das ist einzigartig und Ergebnis eines permanenten Innovationsprozesses, in den ständig Weiterentwicklungen einfließen.
Damals wie heute sitzt die Stammkundschaft in unmittelbarer Nachbarschaft. Nobilia, Bertelsmann, Miele - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und man versteht, was gemeint ist, wenn Norbert Hüttenhölscher sagt: »Wir sind ein heimisches Unternehmen und werden es auch bleiben.« Was in Zeiten der Globalisierung antiquiert klingen mag, ist das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. Der Löwenanteil der Produktion bleibt in Deutschland, der überwiegende Teil sogar in Ostwestfalen. »Wir kennen unsere Kunden und die wiederum kennen unser Know-how«, sagt Daniel Hüttenhölscher, Sohn des Firmengründers. »Und wir sind sofort vor Ort, wenn eine Maschine steht oder eingerichtet werden muss. Das sieht schon anders aus, wenn eine Anlage im Ausland steht. Und außerdem spart es Kosten.«
Die Maschinen von damals sind mit den heutigen Anlagen zwar kaum noch zu vergleichen, aber schon während der Anfänge plante und baute Hüttenhölscher maßgeschneiderte Industrieanlagen nach den Wünschen der Kunden. »Wir machen alles, von der Planung bis zum Service«, erklärt Norbert Jürgenhake. Hüttenhölscher ist also nicht nur Produzent, sondern auch Dienstleister. Auch wenn sich in den vergangenen Jahren die Spezialisierung Richtung Möbelindustrie abzeichnet, so gehören Zulieferer der Autoindustrie genauso zum Kundenkreis wie Medienunternehmen, Elektroindustrie oder andere Dienstleister.
»Das verrückteste, was wir je gebaut haben, war eine Krawattenwendemaschine«, erinnern sich Norbert Hüttenhölscher und Wilhelm Masjosthusmann. Es war eine der ersten Bestellungen. Wochenlang tüftelten die Unternehmer an der Apparatur, probierten verschiedene Rollen, Walzen und Materialien aus, bis die Maschine fünf Langbinder in einem Rutsch wenden konnte. Noch immer müssen die beiden gelernten Maschinenschlosser schmunzeln, wenn sie an diesen Auftrag zurückdenken. Heute werden Großprojekte innerhalb von neun Monaten, von der Kalkulation bis zur Auslieferung, abgewickelt. 40 Prozent der Teile fertigt das Unternehmen in Eigenregie. Eine ungewöhnliche Quote nach heutigen Maßstäben - für Hüttenhölscher aber eine Selbstverständlichkeit. Und der Erfolg gibt dem Unternehmen Recht.
Schlechte Jahre, Krisen, bröckelnde Umsätze? Damit hat der Betrieb keine Erfahrung. »1988 oder 1989 war mal eine Zeit, wo es nicht so toll lief«, so Masjosthusmann, »aber das war es auch schon.« Entlassungen wegen wirtschaftlicher Probleme hat es nie gegeben, Lehrlinge werden übernommen. Um die Zukunft brauchen sich die 77 Mitarbeiter keine Sorgen machen. Die Auftragsbücher sind voll, erklären die Geschäftsführer stolz. Weniger auskunftsfreudig ist man bei Hüttenhölscher, wenn es um den Umsatz geht, obwohl das Unternehmen nach eigenen Angaben stetig gewachsen ist.

Artikel vom 02.09.2006