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Rennbazillus längst eine
flammende Leidenschaft

Sebastian Ventker und die Runden-Hatz im 45er-Schnitt

Von Gunnar Feicht
Steinhagen (WB). Die namhaften Profis, sie werden einzeln vorgestellt und lautstark umjubelt. Das Feld der Amateure bietet knallharten Radsport der Extraklasse - und rauscht doch als weitgehend anonyme Masse vorbei. Mittendrin ein junger Mann aus Bockhorst, der sich mittlerweile einen Namen gemacht hat in der Szene: »Auch wenn mir Rundstrecke eigentlich nicht so liegt: Steinhagen ist eines meiner Lieblingsrennen. Es macht Riesenspaß, vor so vielen Leuten zu fahren«, sagt Sebastian Ventker mit leuchtenden Augen.

Mit Radtouristikfahrten bei der Spvg. Hesselteich hat er angefangen, 2005 - im ersten Jahr als Lizenzfahrer beim RSV Gütersloh - wurde er bei den C-Amateuren manchmal noch abgehängt. Eine harte Schule, aus der er die richtigen Lehren gezogen hat: »Man muss immer am Ball bleiben, darf nicht die Moral verlieren. Nur durch die Rennen bekommt man die nötige Tempohärte.« Das Resultat: Kaum anderthalb Jahre nach dem ersten Startschuss holt der 22-Jährige auf einem schwierigen Kurs in Bünde seinen ersten Sieg, steigt in die B-Klasse auf und hält - wie am Samstag - sogar auf der Rundstrecke mit Profis wie dem schnellen Bielefelder Dominic Klemme, den Tschechen von Sparta Prag oder dem besten deutschen U23-Team aus Thüringen mit.
Einen Schnitt von gut 45 km/h hat er nach den 60 km auf dem Tacho - und ist dabei keineswegs nur an einem Hinterrad im Hauptfeld mitgeschwommen. »Wir sind für unseren Teamkollegen Carsten Eggert gefahren, weil der noch Platzierungen für seinen Klassenerhalt als A-Fahrer braucht. Immer wieder Löcher zufahren und dabei sein, wenn Gruppen versuchen wegzufahren«, beschreibt Sebastian Ventker die Teamtaktik des RSV Gütersloh.
Der »Lohn« ist für den Außenstehenden gering: Ein paar Mal wird der Name übers Streckenmikrofon genannt, ein Schulterklopfen von den Teamkollegen, anerkennende Wort von Trainingskollege Felix Schäfermeier, dem erfolgreichen Juniorenfahrer. Aber es ist eben die Faszination Radsport, die den 22-Jährigen gepackt hat und voran treibt: »Wenn die Motivation da ist, wird vieles zum Selbstläufer. Da nehme ich es auch gerne in Kauf, dass neben meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten und den vielen Trainingsstunden für andere Dinge kaum noch Zeit bleibt.«
Und wie erging's den anderen heimischen Teilnehmern im höllisch schnellen Amateur-Kriterium? Martin Brechmann, mehrfache Kölkencup-Sieger und der Mann mit der größten Erfahrung als Elite-A-Fahrer zeigte sich im Dress des RSV Unna immer wieder an der Spitze, mischte bei Prämiensprints mit und lancierte seinen Teamkollegen Tobias Müller in die Punkteränge.
Mountainbike-Spezialist Matthias Ellersiek aus Barnhausen startete in einem achtköpfigen Aufgebot des RC Endspurt Herford - allesamt nur B- und C-Fahrer: »Da ist man in so einem Klassefeld schon froh, nicht abgehängt zu werden, und das ist mir gelungen. Der Vorteil zu einem reinen C-Fahrer-Rennen: Hier weiß jeder, wie man mit hohem Tempo durch die Kurven fährt, da hast du nicht plötzlich ein gebremstes Hindernis vor dir.«
Marco Ortmeyer aus Steinhagen hatte Pech: Ausgerechnet beim Heim-Rennen warf ihn eine schwere Magenverstimmung nach wenigen Runden aus dem Rennen. Auch für Markus Hoffmann, den einzigen C-Amateur des LC Solbad, lief's nicht: »Ich war vorher zwei Wochen stark erkältet. Als der Kontakt zum Hauptfeld abriss, wollte in unserer Gruppe keiner richtig hinterherfahren«, begründete er seinen vorzeitigen Ausstieg.

Artikel vom 04.09.2006