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Deutsche Sprache ist Schlüssel

Paderborner SPD diskutiert mit Kieler Innenminister über Integration

Von Jens Twiehaus (Text und Foto)
Paderborn (WV). Ein Thema, das Emotionen weckt. Das Vorurteile hervorruft. Und das uns alle betrifft. Die Integration von Migranten - sie hängt vor allem von der Sprache ab, sagt Ralf Stegner. Schleswig-Holsteins Innenminister diskutierte Mittwochabend mit der Paderborner SPD.

24 000 Menschen in Paderborn sind Migranten - Menschen die ihre Wurzeln im Ausland haben. Das ist einmal der gesamte Stadtteil Schloß Neuhaus. Eine beeindruckende Zahl. Aber ist es eine Zahl, die uns beunruhigen muss? »Bei uns ist es noch nie zu einer Radikalisierung gekommen«, sagt stellvertretender Bürgermeister Josef Hackfort. Andernorts ist das anders: Von Kiel aus planten libanesische Studenten Kofferbomben-Anschläge auf deutsche Züge. Kiel - das ist das Revier von Ralf Stegner.
Der Innenminister von Schleswig-Holstein tritt ein für eine gesamtdeutsche Integrationspolitik. »Das fordert von allen etwas! Von Institutionen, Deutschen und den Migranten«, erläuterte er in einem engagierten Referat. Sein Ziel: kein schwärmerischer Traum von Multi-Kulti, aber auch keine emotionsgeladene Integrationspolitik. Dabei ist das Thema doch so durchzogen von Emotionen. In der offenen Diskussion klagte ein Hauptschullehrer: »Ich habe die blumigen Politiker-Forderungen satt. Ich sehe seit Jahren keine Verbesserung.«
Dabei wird die Integration ein immer wichtigeres Thema, auch in der Öffentlichkeit. Und während auf dem Fußballplatz Ausländer angefeuert werden, sind sie in der Öffentlichkeit oft weniger gerne gesehen. »Migranten beteiligen sich zu wenig an Ehrenämtern«, gab Engin Sakal vom Paderborner Migrationsbeirat zu. Aber: »In der Bevölkerung ist das âJemanden an die Hand nehmenÕ auch immer mehr verloren gegangen«, klagte die Unternehmerin Nilgün Özel.
Doch was, wenn Migranten sich gar nicht integrieren wollen? »Dann ist Zwang nötig«, meint Innenminister Stegner, »denn Parallel-Gesellschaften lässt unser Demokratie-Verständnis nicht zu.« Genau so wenig wie Zwangsehen oder das Entfernen der Kinder vom Schulunterricht - auch dagegen müsse ganz klar vorgegangen werden.
Aber was ist der Schlüssel zu erfolgreicher Integration? Es ist die Sprache! Darüber herrschte Einigkeit. »Mit dem neuen Zuwanderungsgesetz ist ein großer Fortschritt gemacht worden«, sagt Bundestagsabgeordnete Ute Berg.
»Wenn wir wollen, dass türkische Jungs Deutsch sprechen, müssen wir Sprachkurse anbieten. Beson-ders auch für die Mütter!«, fordert Ralf Stegner. Auch in Paderborn kommen wir nicht um Integrations-Politik herum. Und so bleibt das Schlusswort des stellvertretenden Landrats Wolfgang Weigel: »Unsere Gesellschaft wird multi-kulti - ob wirÕs nun wollen oder nicht!«

Artikel vom 01.09.2006