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Zauberhafter Opernspaß mit Papageno

Spenger Publikum feierte NWD-Bläseroktett und Markus Krause als Vogelfänger


Von Kathrin Kröger
Spenge (SN). Papageno, Tamino und Königin der Nacht - »Die Zauberflöte« von Mozart gehört zu den weltweit bekanntesten und am häufigsten inszenierten Opern. Es verwunderte also nicht, dass der Mittwoch der Kulturtage in der Spenger Werburg restlos ausverkauft war, stand doch eben dieses Werk auf dem Programm.
Jedoch hatte man sich in Länge und Besetzung der Rahmenbedingungen anzupassen: Die Originalfassung dauert etwa drei Stunden und fordert ein großes Orchester sowie 18 Sangesrollen, vier Sprechrollen und Chor. Das Bühnengeschehen in Spenge hingegen bestimmten das Bläseroktett der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) und - Markus Krause als Papageno.
Reduzierte Länge und reduzierte Besetzung ist nicht gleichbedeutend mit einem kleineren musikalischen Genuss. Die Zuhörer zeigten sich angetan von der NWD-Inszenierung, der einer fast vergessenen Alt-Wiener Musiktradition folgte - der Harmoniemusik. Die Idee war, eine Oper auch außerhalb des Theaters erlebbar zu machen. Solche Bearbeitungen beliebter Bühnenwerke im ausgehenden 18. Jahrhundert wurden als Serenaden oder Tafelmusiken bei Hofe oder im Hause eines reichen Mäzens aufgeführt.
Und nun in der Werburger Scheune, in der das Publikum einen bestens aufgelegten Markus Krause agieren sah, der geschmückt mit einem farbenprächtigen Federkleid den Vogelfänger Papageno gab.
Es war jedoch ein Vogelfänger, der die Handlung der Oper bis auf eine kurze Gesangseinlage zu Beginn sprechend kommentierte, wobei Humor und moderne Sprache die Art des Erzählens bestimmten. Da wurde die Königin der Nacht als Chefin Papagenos bezeichnet, die ihm »ziemlich auf den Senkel ginge« und das amazonenhafte Damen-Terzett zu Schreckschrauben deklassiert. So mancher Lacher kam aus den Reihen des Publikums, das Krause zum Greifen nah hatte.
Die Bläser, bestehend aus Stefanie Pabel und Eva-Maria Liebe (Oboe), Julia Bohn und Andrea Pommer (Klarinette), Patricia Gerstenberger und Sundolf Waltemate (Horn) sowie Ulrich Rühl und Holger Zabel (Fagott), unterstrichen das Gesagte mit virtuosem Spiel und hatten eine so gute klingende Visitenkarte abgegeben, dass sie nicht ohne Zugabe gehen konnten.
Alles in allem hätte es mehr Musik und weniger Gesprochenes sein dürfen, doch exemplarisch eingefangene Stimmen aus dem Publikum waren durchweg positiv. Eine solche Art der kulturellen Darbietung einen Steinwurf entfernt, das müsse man ja wahrnehmen, erzählte Christa Diekmann aus Spenge, der die Aufführung und das Ambiente rundherum gefielen. »Meine Erwartungshaltung ist vollends erfüllt worden«, sagte Ulrike Landermann aus Herford. Marlene Büscher aus Spenge, die »Die Zauberflöte« schon in der großen Aufführung gesehen hat, fand in der Fassung für ein Bläseroktett einen ganz besonderen Reiz.

Artikel vom 01.09.2006