01.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bach-Handschriften
erstaunen Forscher

Jugendwerke in Weimar entdeckt

Weimar (dpa). Leipziger Forscher haben in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Kunststadt zwei Musikhandschriften des jungen Johann Sebastian Bach entdeckt.
Papierrestauratorin Nanett Woithe mit Handschrift.

Der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, und der Direktor des Bach-Archivs Leipzig, Christoph Wolff, bezeichneten den Fund gestern als »Sensation«. Damit würden der bisher kaum bekannten Jugendzeit Bachs (1685-1750) wichtige Facetten hinzugefügt. Bei den Blättern handelt es sich um Abschriften von zwei Orgelwerken von Dietrich Buxtehude und Johann Adam Reinken, die der knapp 15 Jahre alte Bach in Lüneburg anfertigte.
Er schrieb die Orgelwerke nachweislich auf Papier mit dem Wasserzeichen des Lüneburger Organisten Georg Böhm (1661-1733). Die Leipziger Forscher Michael Maul und Peter Wollny sehen darin den ersten dokumentarischen Beleg dafür, dass der junge Bach ein Schüler Böhms war und wahrscheinlich in dessen Haus wohnte. »Wir müssen die Bach Biografie zur Jugendzeit überarbeiten und ergänzen«, sagte Wolff.
Bachs Abschriften von Buxtehudes Choralfantasien »Nun freut euch lieben Christen gmein« und Reinkens »An Wasserflüssen Babylons« fanden Maul und Wollny in den Mittelalter-Handschriften der Forschungsbibliothek. In der Nacht des Großfeuers in der Weimarer Bibliothek im September 2004 wurden sie als Anhang bekannter Notenpartituren von Johann Pachelbel im Tresor im Stadtschloss aufbewahrt, wie Bibliotheksdirektor Michael Knoche erklärte. »Das ist kein Kind, das hier schreibt«, sagte Wollny. Bach habe die schwierige Buchstabenschrift, Tabulatur genannt, nicht nur beherrscht, sondern es sei davon auszugehen, dass er bereits früh hohe virtuose Fähigkeiten besaß und vom Blatt spielen konnte.

Artikel vom 01.09.2006