06.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dem »Schmuckkästchen«
fehlt ein richtiges Stadttor

Planer wünschen markanten Eingang zum Kirchplatz

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Der Kirchplatz ist Steinhagens Schmuckkästchen, und zu recht wird er auch als Herz bezeichnet. Doch etwas fehlt ihm nach Meinung der Ortskernplaner: ein auffälliger, markanter Eingangsbereich - ein Stadttor gewissermaßen. Wie die Planer das meinen, das erklären sie heute in der letzten Folge unserer Serie »Dorfgespräch«.

Stadttor ist natürlich übertrieben, aber eine torähnliche Bebauung sollte es an der Bahnhofstraße auf Höhe des Steinhägerhäuschens durchaus geben, finden die Fachleute vom Büro »Drees&Huesmann«. Denn der Kirchplatz duckt sich hinter hohem Grün. Reinhard Drees spricht sogar von »Verbuschung«. Die möchte er dem Kirchplatz am liebsten nehmen und mehr Übersicht schaffen: »Laubbäume sind schön«, sagt er mit Hinweis auf einige Prachtexemplare an der Kirche. Aber Nadelbäume und Strauchwerk im Übermaß gehören nicht in einen Ortskern. Auch im schönen Park am Brinkhaus müsse man auf Dauer darauf achten, dass das Grün Rosenstockhöhe nicht übersteige: »Man möchte ja freien Blick haben, wenn man dort sitzt.«
Doch zurück an die Bahnhofstraße. Der Kirchplatz darf, so findet Reinhard Drees, seine Schönheit dem Vorbeifahrenden ruhig zeigen. Und deshalb schlägt er vor, zwei Gebäude, nicht zu groß und im Stil der Alten Schmiede und des Steinhägerhäuschens dicht an die Bahnhofstraße zu bauen. Das eine auf den kleinen Parkplatz vor dem Steinhägerhäuschen (dort, wo zur WM die Großbildleinwand stand), das andere gegenüber auf dem kleinen Platz. Diese Gebäude könnten Läden oder Gästezimmer der Schmiede aufnehmen. Sie würden aber vor allem einen deutlichen Auftakt in den Ort markieren, so Drees.
»Wir wollen mit modernen gestalterischen Mitteln Bezüge zur historischen Umgebung schaffen«, erklärt er. Früher trafen sich am Kirchplatz die Achsen der großen Straßen, der Bahnhofstraße und der Bielefelder Straße. Seit Jahrzehnten führen diese nun schon um Steinhagens Herz herum. Aber baulich ist das nicht gut begleitet worden, kritisieren die Planer. So bieten Woerdener und Bahnhofstraße in ihrem unteren Teil nur den Blick auf funktionale Gebäude und Bereiche - »Hinterhofansichten«, sagen die Planer.
Derweil träumt der Bürgermeister vom Bach zwischen Alter Schmiede und Steinhägerhäuschen. Schön fände Klaus Besser eine teilweise Öffnung des Pulverbaches, der hier ja einst auch offen floss, heute aber ins Rohr gezwängt den Ortskern unterquert. Hirngespinst? Utopie? Wie ein Wasserlauf mitten im Dorf aussieht, das haben die Bielefelder vorgemacht, als sie ihre Lutter am Waldhof ans Tageslicht holten. Eine idyllische Vorstellung...
l Der Abschlussbericht von »Drees & Huesmann« liegt vor. Den Plänen sollen nun Taten folgen. Am Donnerstag, 7. September, diskutiert der Hauptausschuss von 17.30 Uhr an im Rathaus erstmals über die Pläne und deren mögliche Umsetzung.

Artikel vom 06.09.2006