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Jugend hat
neues Forum

Kleinbahnhof setzt aufs Internet

Von Matthias Band
Enger (EA). Jugendliche kommunizieren im Internet in Online-Foren, in so genannten Chatrooms oder via E-Mail. Was liegt da näher, als diese Medien zu nutzen, um ihnen Möglichkeiten zu bieten, ihre Meinungen und Wünsche in die Öffentlichkeit zu transportieren. Der Kleinbahnhof hat seit gestern das Kinder- und Jugendforum der Stadt Enger freigeschaltet: www.ichsagesenger.de.

»Es geht darum, die Meinung von Jugendlichen ernst zu nehmen«, erklärt Matthias Rahe, Sozialarbeiter im Jugendzentrum Kleinbahnhof. Gemeinsam mit den beiden 15-jährigen Engeranern Björn Weis und Patrick Krause hat er das Internetportal entwickelt. Björn und Patrick konfigurierten die Software, Rahe steuerte die konzeptionellen Ideen bei. »Unser Portal ist ein neuer Ansatz, Kinder und Jugendliche in Enger zu Wort kommen zu lassen«, sagt Rahe.
»Die Benutzer können sich dort unter einem Pseudonym an Diskussionen beteiligen oder sich in der Meckerecke zu Themen äußern.« Als registrierte Benutzer können sie Beiträge einstellen und aktiv am Geschehen im Forum teilnehmen. Dabei haben sie die Möglichkeit, Vorschläge für Arbeitsgruppen zu machen oder Forumsbeiträge zu kommentieren. Bei intensiver Teilnahme erhalten sie eine Belohnung in Form von Bonuspunkten, die sie im Jugendzentrum zum Beispiel gegen ein Getränk einlösen können.
»Ein weiterer positiver Effekt des Portals ist es, immer wieder aktuelle Umfragen unter Jugendlichen starten zu können«, betont Rahe. So sei es zum Beispiel bei politischen Entscheidungen möglich, Jugendliche vorher direkt zu befragen. »Das ist für meine Arbeit eine sehr spannende Geschichte.« Rahe verspricht sich von dem Forum eine Art Bedarfsanalyse: Was brennt den Jugendlichen unter den Nägeln? Was spricht sie an? Wie kann man sie begeistern? Das könne bei strittigen Fragen wie der Skateranlage (Der ENGERSCHE ANZEIGER berichtete gestern ausführlich) ein wichtiges Kriterium sein.
Über die E-Mail-Funktion des Forums wird Rahe in Zukunft versuchen, interessierte Jugendliche zur Mitarbeit im Jugendzentrum zu bewegen. Dadurch ist für den Sozialarbeiter eines der größten Probleme von Jugendarbeit gelöst: Wie erreiche ich Jugendliche überhaupt? Und das ist in diesem Fall nicht thematisch, sondern ganz konkret gemeint.
Die größte Gefahr eines Forums besteht indes in der Anonymität. »Um beleidigenden Kommentaren einen Riegel vorzuschieben, wird das Forum gefiltert«, erläutert Rahe. Das bedeutet, dass bestimmte Begriffe automatisch geschwärzt werden. Es können auch Verwarnungen ausgesprochen werden, letztlich besteht die Möglichkeit, Benutzer aus dem Forum auszuschließen. Zum Schutz der Teilnehmer wird darauf verzichtet, Portraitfotos ins Netz zu stellen. Um das Portal bekannt zu machen werden 2500 Visitenkarten in den Schulen verteilt. Mit der ersten Umfrage, die bereits läuft, soll herausgefunden werden, wie viele Jugendliche sich für eine Skateranlage aussprechen.

Artikel vom 01.09.2006