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Heidefahrt weckte Erinnerungen

Stadtführer zählten 55 interessierte Teilnehmer - Besuch in Schäferei

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Alle Birken grünen in Moor und Heid.« So lautet ein Lied des Heidedichters Hermann Löns. Somit wurde die Heide seit vielen Generationen Gegenstand von zahlreichen romantischen, aber auch schaurigen Liedern und Gedichten.

Bei vielen Gästen der Heidefahrt der Schloß Holte-Stukenbrocker Stadtführer weckte der Anblick von Heide Erinnerungen an eine Zeit, in der es in der gesamten Senne noch große Heideflächen gab. Einige ältere Teilnehmer wussten jedoch auch von der harten Arbeit der Heidebauern aus eigener Erfahrung zu berichten. Die Sennebauern gewannen Heideplaggen, indem sie mit einer speziellen Hacke das Heidekraut mitsamt der oberen Wurzelschicht abschälten.
Die Plaggen wurden als Einstreu in die Ställe gebracht und anschließend mit dem Dung des Viehs auf den Feldern verteilt, um die extrem nährstoffarmen Sandböden der Senne fruchtbar zu machen. Kultivierungsmaßnahmen und Aufforstungen trugen entscheidend dazu bei, dass große Heideflächen Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr verschwanden.
Große und schöne Heideflächen zu sehen, das hatten die Stadtführerinnen Giesela Hörster und Uschi Mickley ihren Gästen für die Themenfahrt am Freitag vorheriger Woche versprochen. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Als der Bus auf der Bielefelder Poststraße entlang des Truppenübungsplatzes fuhr, eröffnete sich den Besuchern ein malerischer Anblick von weiten Heideflächen mit dem Teutoburger Wald im Hintergrund. Ein entzücktes Raunen ging durch die Reihen des Buses.
Die Heide braucht intensive Pflege, erklärte Uschi Mickley. Die britischen Streitkräfte setzen sich sehr für den Naturschutz auf dem Truppenübungsplatz ein und finanzieren auch den maschinellen Einsatz der Geländebetreuungsstelle Hövelhof, um das Gelände und die Heideflächen instandzuhalten.
Bei regelmäßigen Einsätzen mit ehrenamtlichen Kräften der Arbeitsgruppe Landschaftspflege und Artenschutz (ALA) werden regelmäßig aufkommende Baumtriebe entfernt, ansonsten würden sich die Heideflächen innerhalb von 15 Jahren zu Wäldern entwickeln.
Da auf dem Gelände seit mehr als 100 Jahren kein Kunstdünger verwendet wurde, konnte sich dort eine einzigartige Pflanzen- und Tiergesellschaft entwickeln. So kommt Sonnentau in großer Anzahl an feuchten Standorten vor. Auch die seltene Glockenheide, die im Gegensatz zur gewöhnlichen Besenheide feuchte Standorte bevorzugt, ist auf dem Truppenübungsplatz angesiedelt.
Die Fahrt führte weiter entlang des Bölke-Stausees an zahllosen Heidedünen vorbei durch das ehemalige Dorf Haustenbeck, von dem heute nur noch der im Jahr 1939 errichtete Haustenbecker Turm und die Kirchenruine erhalten geblieben sind.
Zeitzeuge Johannes Buschmeier, ehemaliger Lehrer und Ortsheimatpfleger von Hövelhof, berichtete überaus originell von den Streitigkeiten der damals konkurrierenden Dörfer Hövelhof und Haustenbeck. Ingrid Kluge aus Sennestadt erklärte: »Mich fasziniert die unberührte Natur und die endlose Weite des Truppenübungsplatzes. So etwas gibt es sonst nirgendwo.«
Des weiteren genossen die Gäste den Anblick einer großen weidenden Schafherde. Auch einige Rudel von Rot- und Damwild wurden gesichtet, was die Kinder besonders erfreute.
Überrascht wurden die Teilnehmer mit einem Besuch in der Heidschnuckenschäferei Senne. Schäfermeisterin Renate Regier zeigte den Gästen die Stallungen, in denen sich einige wertvolle Zuchtwidder befanden, und erläuterte viel Interessantes über die etwa 1200 Tiere umfassende Herde. »Die Aufgabe unserer Tiere ist es, die Heide abzufressen, damit sie sich verjüngen kann«, erklärte Renate Regier und beantworterte die zahlreichen Fragen der wissbegierigen Gäste. Anschließend wurde den Gästen in der idyllischen Heuscheune der Schäferei ein reichhaltiges Picknick serviert.
Nach einer kurzen Wanderung entlang einer Heidefläche in der Moosheide, bei der auch die Sonne zum Vorschein kam, traten die 55 Teilnehmer in bester Stimmung im Bus die Heimreise an.

Artikel vom 02.09.2006