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Zigarren aus der Wohnstube

Heute Eröffnung im Heimatmuseum

Von Claus Brand
Löhne-Obernbeck (LZ). Heimatgeschichte wird lebendig. Wenn Heinz Windmann an den Stellwänden im Löhner Heimatmuseum mit zahllosen Schwarz-Weiß-Fotos entlangschreitet, wird die Erinnerung an die Gespräche mit Zeitzeugen zur Obernbecker Industriegeschichte greifbar. Er und seine Mitstreiter - siehe Infokasten - haben die Initiative ergriffen und mit vielen Besuchen in Obernbecker Familien den Weg für die Ausstellung geebnet.

Der Wunsch des 68-Jährige ist es, dieses Stück Heimatgesichte mit heute nicht mehr bestehenden Betrieben der Zigarren-, Textil, und Möbelindustrie nicht nur lebendig werden zu lassen, sondern eines Tages auch in die Hand nehmen zu können, »in Form eines kleinen Heftes, das jeder mit nach Hause nehmen kann«, erklärt der Hobbyhistoriker, der als Technischer Angestellter seine Brötchen verdient hat. Die persönliche Erinnerung an die Zigarren-Industrie hängt für ihn mit seiner Mutter Anna zusammen: »Sie hat in Handarbeit gedreht. Ich musste die Zigarren als Kind oft bündeln«, erklärt er, selbst in Obernbeck groß geworden und heute an der Straße In den Ellern zu Hause.
»Manches schmucke Haus an der Ellerbuscher Straße ist mit fleißiger Hände Arbeit verdient worden«, beschreibt er, dass die Zuarbeit für die ortsansässigen Firmen, mitunter Ableger von Bünder Unternehmen, oft in der Wohnstube in Heimarbeit erfolgte. »Vielen Familien hat dieses Handwerk ihr Auskommen gesichert.«
Vor rund zwei Jahren haben Windmann und seine Mitstreiter mit der Recherche und dem Klinkenputzen begonnen. »In der Regel sind wir auf Entgegenkommen gestoßen.« So erinnert er sich an Gespräche wie eines, bei dem ein Enkel Neues aus seiner Familiengeschichte erfuhr, »dass seine Oma ein Kleingewerbe für Zigarren hatte.« Viele Gebäude ehemaliger Obernbecker Firmen sind inzwischen abgerissen worden. Oft ist das Gelände neu überbaut. Gewerbeverzeichnisse aus den Jahren 1926 und 1954 waren wertvolle Arbeitsgrundlage bei der Recherche. Windmann: »Es war höchste Zeit für diese Arbeit. Es gibt nur noch wenige echte Zeitzeugen, die aus eigenem Erleben erzählen können.«
Wenn möglich, sollen in absehbarer Zeit Recherchen in anderen Ortsteilen, zum Beispiel in Mennighüffen oder Gohfeld, folgen. Windmann: »Vieles ist einfacher, wenn dabei Personen mitmachen, die aus dem jeweiligen Ortsteil kommen, die die Menschen kennen. Das öffnet Türen. Ich habe es erlebt. Man kommt einfacher ins Gespräch.«
Der Obernbecker kann sich vorstellen, andere heimatgeschichtliche Themen mit ähnlicher Herangehensweise aufzuarbeiten. Mögliche Themen: »Baden in der Werre« oder »Medizinische Versorgung.«

Artikel vom 01.09.2006