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Wie »OP am offenen Herzen«

Komplizierte Sanierung: Stadtwerke tauschen im Umspannwerk Kabel aus

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Eine der regelmäßigen Routinekontrollen am Umspannwerk Bahnhofstraße brachte es an den Tag: Die Kabel zu den beiden großen Transformatoren haben Feuchtigkeit gezogen. Die Stadtwerke Bielefeld haben nun in einer großangelegten Aktion sämtliche unterirdischen Kabel zwischen Trafos und Schaltanlage ausgetauscht. Eine Gesamtinvestition von 100 000 Euro.

»Wenn wir jetzt nicht tätig geworden wären, könnte solch ein Kabel irgendwann mal unter Wasser stehen«, beschreibt Hans-Hermann Staasmeier, Betriebsleiter Elektrizität der Stadtwerke, die Situation bildlich. »Glücklicherweise haben wir den Schaden rechtzeitig festgestellt.«
Über die Kabelenden ist Nässe in das Innere gelangt, und das könnte langfristig die Isolierung schwächen. Schlimmstenfalls käme es dann zu einem Kurzschluss am Trafo, der die Stromversorgung in der Gemeinde lahmlegen könnte. »Die Kabel sind so etwas wie ein Nadelöhr«, meint Staasmeier.
Eigentlich sollten die jeweils sechs parallel unterirdisch geführten Kabel -Êinsgesamt 2100 Kabelmeter -Êein Transformatoren-Leben lang von durchschnittlich 50 Jahren halten. Dennoch könne solch ein besonderer Wasserschaden immer auftreten, sei auch nicht auf die spezifische Situation am Umspannwerk Steinhagen zurückzuführen, erläuterte der Experte. Die Stadtwerke betreiben insgesamt 16 solcher großen Umspannwerke. Die beiden Transformatoren in Steinhagen wandeln die Bielefelder Hochspannung von 110 000 Volt auf industrietaugliche Mittelspannung von 10 000 Volt um, die dann nochmals auf haushaltsübliche Niederspannung heruntergebrochen wird.
Die Erneuerung der insgesamt zwölf Kabel und 36 Verbindungen stellte die Stadtwerke Bielefeld nun vor eine große Herausforderung. Denn wie bei einer »Operation am offenen Herzen« musste der Trafo-Betrieb ja weiterlaufen. Deshalb wurde sukzessive jedes Kabel einzeln ersetzt. Ein Stadtwerke-Mitarbeiter organisierte dabei die Trafo-Schaltungen, während drei externe Elektriker den Austausch vornahmen. »Bislang hat es keine Versorgungsausfälle gegeben. Darauf sind wir richtig stolz«, bekennt Hans-Hermann Staasmeier im WB-Gespräch. Nach mehreren Wochen soll nun Ende dieser Woche die Arbeit abgeschlossen sein.
Erst im Vorjahr war das Öl des älteren, 1971 ans Netz gegangenen Transformators aufwändig »gewaschen« worden, um die Lebensdauer zu erhöhen. Eine Aktion, die ebenfalls mehrere 10 000 Euro gekostet hatte.

Artikel vom 31.08.2006