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Arbeit von deutscher
Geschichte mitgeprägt

Sozialdezernent Manfred Thielicke geht in Ruhestand

Herford (pjs). Sein Name ist seit fast zwei Jahrzehnten mit dem Thema »Soziales« in Herford verbunden. Zum 1. September geht Manfred Thielicke, Sozialdezernent der Stadtverwaltung, in den Ruhestand.

Der gebürtige Herforder lernte Verwaltung von der Pike auf kennen und begann 1961 eine Inspektorenausbildung bei der Stadt, der ein Verwaltungsakademie-Studium folgte. Nach den Stationen Schul-/Kulturamt sowie Jugendamt wurde Thielicke 1987 Sozialamtsleiter, übernahm 1996 die Leitung des Fachbereichs Soziales und wurde 2001 Dezernent.
Die Geschichte der Bundesrepublik und die Politik haben die Arbeit des zweifachen Familienvaters maßgeblich mitgeprägt: »Ab 1988 haben wir in Herford 10000 Asylbewerber und Aussiedler aufgenommen«, nennt Thielicke ein Beispiel. Und an den Fall der Mauer 1989 kann er sich besonders gut erinnern. Am 9. November fuhr Thielicke frühmorgens über die Autobahnbrücke in Schwarzenmoor - und traute seinen Augen nicht: »Von Nordosten bis Südwesten eine einzige Trabi-Schlange - dieses Bild werde ich nie vergessen...« Als er vor der Öffnungszeit am Rathaus ankam, warteten dort schon mehr als 100 DDR-Bürger, um ihr Begrüßungsgeld von 100 D-Mark abzuholen. »Soviel Geld hatten wir natürlich gar nicht«, schmunzelt der Dezernent heute - auch dieses Problem meisterten die Sozialamtsmitarbeiter aber mit Improvisationstalent. Jugendzentrum, Kindergartenbau, Bürgerhaus Nordstadt, HudL-Gründung und Umbau waren weitere Meilensteine der beruflichen Tätigkeit des heute 62-jährigen Beamten, der für 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich war.
Sein Büro ist fast leer geräumt, schon am Sonntag will Thielicke Herford erst einmal adé sagen: Dann geht's mit Berner Sennenhund »Anton« zum Bergwandern ins Südtiroler Villnösstal. Im Herbst wird der scheidende Sozialdezernent den Hermannsweg erkunden, und für 2007 hat er sich ein ungewöhnliches Programm vorgenommen: Gemeinsam mit einem Kollegen will der passionierte Radfahrer Deutschlands Grenzen per Velo »abfahren«: »Da dürften etwa 3800 Kilometer zusammenkommen.« Seinem früheren Tätigkeitsfeld wird er aber nicht ganz den Rücken kehren. Thielicke will sich ehrenamtlich engagieren - allerdings nicht in Sitzungen oder Gremien: »Ich möchte etwas Handfestes machen!«

Artikel vom 31.08.2006