Schwerkranke Chinesin hat Schuhgröße 57 -Ê Neue Paare auf dem Weg
Vreden (dpa). Die mit 2,36 Metern größte Frau der Welt braucht neue Schuhe, und die hat Georg Wessels aus Vreden im Münsterland hergestellt. Er ist seit 25 Jahren Spezialist für Riesenfüße, und auf solchen lebt die Chinesin Yao Defen: Sie hat Schußgröße 57.
Am Montag wird der Schuhmacher im Flugzeug nach Peking sitzen, im Gepäck zwei Paar Halbschuhe und ein Paar Sandalen, die einen ganzen Koffer ausfüllen. Mit der Farbe will er Yao, die ihre Füße ihr bisheriges Leben lang notdürftig in schwarze Herrenschuhe zwängte, überraschen: »Ich weiß, dass sie Dunkelrot mag und habe ihre Schuhe in der Farbe Ochsenblut gemacht.« Da die 34 Jahre alte Riesenfrau nicht selbst reisen kann, macht sich Georg Wessels (54) mit einer Dolmetscherin auf den beschwerlichen Weg zu ihr, der ihn tief in die chinesische Provinz führen wird. Aber Yao Defen zählt zu den zehn größten Menschen weltweit, und die beschuht der Westfale seit Jahren persönlich und auf eigene Kosten. »Die meisten Riesen sind durch ihr immenses Wachstum schwer krank, können sich kaum noch bewegen, geschweige denn um die Welt fliegen«, weiß Wessels, der durch seinen Einsatz für große Füße viele harte Schicksale kennengelernt hat. Wie das von Yao Defen: Seit ihrer Kindheit leidet Yao Defen an krankhaftem Wachstum, ausgelöst durch einen Hirntumor. Mit 13 Jahren maß sie schon 1,85 Meter. Die in Armut lebenden Eltern verkauften sie an einen Zirkus, in dem das Mädchen zur Schau gestellt wurde. Der Qual konnte sie als Erwachsene entkommen, lebt heute in einer ebenerdigen Wohnung in ihrem Heimatdorf. Georg Wessels kümmert sich indes nicht nur um Yaos Schuhe: »Ich will helfen, dass sie bald operiert werden kann.« Wo die normale Konfektionsgröße bei Damen- und Herrenschuhen aufhört, fängt das Sortiment von Wessels an. Aus allen Teilen der Welt kommen die Menschen nach Westfalen, um ihren Füßen modische Schuhe zu gönnen. Ab Größe 43 für Damen, ab Größe 47 für Herren. Doch die Rettung der Riesenfüßler (bis Größe 69) ist nicht nur Big Business, sondern eine Mission: »Ich habe erlebt, dass die Riesen verlacht werden, oft isoliert und total einsam sind. Bei mir werden sie ernstgenommen und als Menschen betrachtet.«
Drucken