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Kunst um den Teddy-Kosmos erweitert

Volker Zähme erläutert die Bilder seiner Ted-Galerie - Eröffnung im Rathaus gut besucht

Von Matthis Vogel (Text und Foto)
Hiddenhausen (HK). Die Idee scheint einfach: Man nehme die großen Meisterwerke aus 20 000 Jahren Kunstgeschichte und ersetze den Mensch im Bild durch einen Teddy. Doch wer die Bilder von Volker Zähme alias Volker Brummig auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert, wird dessen Arbeit nicht im Entferntesten gerecht und verpasst die Chance, in den Parallelkosmos der Teddies einzutauchen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung »Die Ted-Galerie - Meisterwerke der Teddykunst« im Rathaus in Lippinghausen stellte auch Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer in seiner Begrüßungsrede fest: Kunst muss nicht immer bierernst sein. Warum es eigentlich »honigernst« heißen muss, erklärte Volker Zähme den zahlreich erschienenen Teddy- und Kunstfreunden in einem »bärig-launigen« Vortrag persönlich.
Parodien habe es schon immer gegeben, so Zähme. Von der literarischen über die künstlerische Parodie bis hin zur Fälschung. Letztere geschieht mit der Absicht der Bereicherung und sie verschweigt die Kopie. »Nichts liegt mir ferner, als die Verballhornung der von mir parodierten Meisterwerke«, betonte er.
Jedoch kam der geneigte Zuhörer aus dem Schmunzeln nicht heraus, wenn er aufmerksam Zähmes Vortrag lauschte.
Wer weiß beispielsweise, dass der heilige »Sankt Bärnhard« sein Schleifchen mit einem Bettler teilte? Oder dass auf dem berühmten Brummbrandt-Gemälde »Die Nachtwache« weder die Nacht abgebildet ist, noch etwas bewacht wird? Mit einer Mischung aus echter Kunst- und fantasievollen Bärengeschichten führte Zähme durch die Kunstgeschichte.
Von der Felsenmalerei bis zur modernen Kunst, wie der von Keith Haring. So wird aus Haring Bearing und aus Miró Brummiró. Dabei verliert Zähme nie den Blick für die wahre Geschichte der Werke und das Detail. Den Umhang König Bärichs VI. (Heinrich VI.) zieren Insignien, die sich bei näherer Betrachtung als kleine Bienenkörbe herausstellen. Auf die Idee mit den bärigen Persiflagen kam Volker Zähme, als er nach einem Geburtstagsgeschenk für seine Frau suchte. »Sie sammelte Teddy-Bären und so kam ich auf die Idee einen zu portraitieren«, berichtete Zähme. Dann sei er einen Schritt weiter gegangen und habe den Teddy in einen van Gogh einbauen wollen, denn der habe Wiedererkennungswert und sei einfach nachzumalen. So entwickelte sich eine Idee zum Selbstläufer.
Die Lektoren seines Verlages waren gar so überzeugt von der Idee, dass sie Zähme zwei Wochen nachdem er das Manusskript eingeschickt hatte, die Zusage zur Drucklegung gaben. »Man entschuldigte sich sogar noch, dass es so lange gedauert habe. Es sei schließlich Buchmesse gewesen«, freute sich Volker Zähme über den Erfolg seiner Bücher.
Besonders geeignet sei die Ausstellung auch für Schulklassen. Kinder könnten hier spielerisch an die Kunst heran geführt werden, sagte Ulrich Rolfsmeyer und wies auf eine Führung mit der Museumspädagogin Sonja Ziemann-Heitkemper hin.
Doch auch und gerade bei den Erwachsenen weckt die Ausstellung den Entdeckergeist, wenn sie das menschliche Pendant zu »Bheronardo da Plyci« ausmachen. Angesichts der Szenerie des Abendmahls noch eine der weniger schwierigen Aufgaben. Fest steht, dass Volker Zähme der Kunst mit seinem Werk einen Bärendienst erwiesen hat - im positivsten aller Sinne.

Artikel vom 30.08.2006