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Gurtmuffeln geht's an den Kragen

Autobahnpolizei Detmold kontrolliert an der Raststätte Gütersloh Brummi-Fahrer

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). »Hey Trucker, sei ein Mann und denk daran, was ohne Gurt passieren kann - schnall dich an«, singt die Gruppe »Truck-Stop«. Das exklusive Lied gab es für jeden Brummi-Fahrer gratis, der gestern auf der A2 an der Raststätte Gütersloh von der Polizei als »Gurtmuffel« identifiziert worden war. Die Präventiv-Aktion dauert zwei Tage.

»Man sollte meinen, dass die Zeit der Gurtmuffel vorbei ist. Doch weit gefehlt. Immer noch verzichten so viele Autofahrer auf den schützenden Gurt«, berichtet Hauptkommissar Wolfgang Wilke von der Autobahnpolizei Stukenbrock. Vor allem Lkw-Fahrer nehmen die Anschnallpflicht nicht ernst. Dabei ist der Gurt ihre beste Lebensversicherung. Der größte Irrtum: Der Airbag biete ausreichenden Schutz. Ein kleines Beispiel zur Demonstration: Bei einem Frontalzusammenstoß mit nur 50 Stundenkilometern ist die Aufprallwucht vergleichbar mit einem Sturz aus dem vierten Stock eines Hauses.
Die Polizei setzt ihre landesweite Kampagne »NRW mit Gurt« fort. Die Autobahnpolizei Detmold beteiligt sich daran und kontrolliert noch bis heute Abend verstärkt die Einhaltung der Anschnallpflicht von Lkw-Fahrern. Dabei gingen den Ordnungshütern gestern bereits mehr als ein Dutzend »Gurtmuffel« ins Netz. »Wir klären sie an Ort und Stelle auf. Sie haben die Möglichkeit, im Überschlagführerhaus die Wirkung eines angelegten Gurtes zu erfahren oder die Bewegungskräfte auf dem Gurtschlitten zu erleben«, sagt Wilke. Wer nicht einsichtig reagiere und die Tests des Deutschen Verkehrssicherheitsrates ablehne, müsse in die Tasche greifen und die 35 Euro Bußgeld zahlen. Wilke: »Fast alle haben teilgenommen.«
Aber nicht nur die Anschnallpflicht wird überprüft. Zwei Beamte des Zolls (Finanzkontrolle Schwarzarbeit) waren vor Ort, außerdem zwei Veterinäre des Kreises Gütersloh, die auf Lebensmittelhygiene spezialisiert sind. So habe man bereits Dienstagmittag zwei größere Verstöße geahndet. »Auf einem Lastwagen wurden gekochte Eier transportiert, doch die Ladefläche war dermaßen verdreckt, dass wir das Fahrzeug nicht weiterfahren lassen konnten«, erzählt Wolfgang Wilke. In einem anderen Fall wurden 400 Kilo Döner beschlagnahmt, der nicht die gesetzlichen geforderten Minus 18 Grad Celsius aufwies, sondern nur Minus 3,5 Grad. Wilke scherzhaft: »Der Döner lief schon von alleine zum Spieß . . .« Weiterhin wurde noch ein polnischer Sattelschlepper aus dem Verkehr gezogen, dessen Bremsen und Lenkerverbindungen defekt waren. »Wir haben ihn gleich zum TÜV gebracht.«
Wie notwendig diese Kontrollen sind, belegt eine statistische Zahl. »Allein auf der A2 verzeichnen wir innerhalb von 24 Stunden zwischen 90 000 und 100 000 Fahrzeugbewegungen. Davon sind 30 Prozent Lastwagen.«

Artikel vom 30.08.2006