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Dr. Faustus im Burgkellergewölbe

Dringenberger Theater bereitet Schauspielvergnügen an vier außergewöhnlichen Plätzen

Von Stefan Westemeyer
Dringenberg (WB). Vier Theaterstücke, 16 Schauspieler und mehr als 300 Zuschauer. Das sind die Zahlen zum Wandertheater im Kern Dringenbergs zum 25-jährigen Jubiläum des Burgtheaters.

»Wir sind mehr als zufrieden und natürlich auch dankbar, dass das Wetter mitgespielt hat«, resümierte Ingrid Pape, 1. Vorsitzende des Dringenberger Burgtheaters, nach dem »lang gehegten Traum« des Vereins, der großen Aufwand erforderte. An vier verschiedenen Schauplätzen erlebten die vier eingeteilten Gruppen zu je mehr als 70 Personen ganz unterschiedliche Darbietungen, die auch von den Dringenberger Musikvereinen unterstützt wurden.
Es stellte sich heraus, dass die Organisatoren das Problem der zeitlichen Koordinierung mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr hervorragend im Griff hatten. In der besonderen Kulisse des Gewölbekellers der altehrwürdigen Burg, die von Bühnenbauer Hans Georg -Êwie auch an den übrigen Schauplätzen -Êperfekt in Szene gesetzt wurde, suchte in Goethes Meisterwerk der Dr. Faustus (Stefan Schöttler) »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Mephisto (grandios: Matthias Sablotny) dagegen versuchte im Zuge des Paktes mit Gott Faust vom rechten Weg abzubringen, um über seine Seele zu verfügen. Mit Hilfe des Trankes einer Hexe (Michaela Falke) in Auerbachs Keller kommen sich Gretchen (Nicole Hatscher) und Dr. Faust näher, bis die Gretchen-Tragödie im Kerker ihr bekanntes Ende findet.
Im Knick hinter der Burg spielte sich die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz ab. Hierbei überzeugten die beiden Nachwuchsschauspieler Jannik Bernard und Phillip Pape als Seppl und Kasperl. Mit einer List versuchten diese das gestohlene Geburtstagsgeschenk der Großmutter (Ruth Auge), eine Kaffeemühle, vom Räuber Hotzenplotz (Manfred Falke) zurück zu erobern.
In einer Scheune in unmittelbarer Nähe zur Kirche mussten sich »Hänsel und Gretel beim Anwalt« durchschlagen. Aber nicht nur Hänsel (Jonas Hoffmeister) und Gretel (Sarah Hausmann) waren beim Anwalt (Ludger Pape) vertreten, sondern auch Dornröschen (Marina Beller) und Rotkäppchen (Verena Auge) mischten in diesem munteren Sketch mit und stellten die bisher geltende Märchenwelt gehörig auf den Kopf.
Die Kirche hielt als Schauplatz für den bekannten szenischen Dialog »Jedermanns Vorladung« von Roland Brunner her, in der der personifizierte Tod das Sterben Jedermanns aufgreift. Thomas Bernard als Tod und Thorsten Rohde als Jedermann zeigten beeindruckend, wie sich der unvorbereitete Jedermann vor dem Gericht Gottes fürchtet, während der Tod auch den Freund, die Verwandtschaft oder Besitz, Kraft, Vernunft, Schönheit und gute Werke darstellt.

Artikel vom 29.08.2006