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»Ganztagesschulen werden bald Norm sein«

Schulausschuss diskutiert Konzept zur Sekundarstufe I - Demografische Entwicklung

Delbrück (spi). Die Stadt Delbrück will so lange es eben geht am Fortbestand der drei Hauptschulen in Delbrück-Mitte, Westenholz und Ostenland festhalten. »Noch sind die Hauptschulen ausgelastet; mit Leerständen ist alsbald nicht zu rechnen«, stellte Werner Mattiza, Leiter des Schul-, Kultur- und Sportamtes, jetzt fest.

Das von ihm in der Schulausschusssitzung vorgelegte Schulkonzept für die Sekundarstufe I zeigt indes auf, dass sich Probleme auftun. Ursächlich sind vor allem die niedrigen Geburtenzahlen, die sich auf künftige Schülerzahlen hochrechnen lassen. Zwar wechselten zum neuen Schuljahr 28 Prozent der Kinder nach der Grundschulzeit zu den drei Hauptschulen (Landesdurchschnitt: nur 16 Prozent), doch sei absehbar, dass die Hauptschulen im Laufe der kommenden Jahre weiteren Boden verliere.
Während die Hauptschulen Ostenland und Westenholz zum neuen Schuljahr noch keinen nenneswerten Schülerzahlverlust beklagen, konnte - wie berichtet - an der Hauptschule Delbrück nur noch eine Eingangsklasse gebildet werden (26 Fünftklässler; 2005 waren es noch 37). Mattiza glaubt, dass die geplante Umwandlung der Schule in eine Ganztagsschule einige Eltern verunsichert haben könnte. Brigitte Michaelis (FDP) und Marion Lange (GABI) regten an, Eltern von Grundschülern künftig umfassender über das Ganztagsangebot zu informieren.
Der Ausschuss lehnte den Vorschlag der Stadtverwaltung ab, die Umwandlung der Hauptschule Delbrück in eine Ganztagshauptschule aufzugeben.
Schulleiter Andreas Kuhlmann sagte, der Einbruch der Anmeldezahlen an der Hauptschule Delbrück sei »frustrierend und enttäuschend« gewesen. Allerdings zeigt sich Kuhlmann nach wie vor davon überzeugt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist, zumal Ganztages-Schulbetrieb demnächst wohl zur Norm werde.
Von einer wie auch immer begründeten Abkehr von der Hauptschule Delbrück mochte Kuhlmann wenig wissen. »Es gab in unserem Einzugsgebiet nur 31 Schülerinnen und Schüler, die im Zeugnis des 4. Schuljahres die Empfehlung zur Hauptschule bekommen haben. Davon sind jetzt 26 Kinder bei uns«, deutete der Rektor an, dass der Schlüssel zum Schülerrückgang woanders liegt. In verschiedenen Wortmeldungen wurde diese Andeutung konkreter gemacht. Bürgermeister Robert Oelsmeier warnte vor einem Wettbewerb »Welche Grundschule schreibt den Viertklässlern die besten Zeugnisse?«. Und Grundschulleiter Herbert Voß gab zu bedenken, dass es Eltern gibt, die sich regelrecht sträuben, ihr Kind zur Hauptschule zu schicken, obwohl die betreffenden Kinder bei einem Wechsel an Realschule oder Gymnasium überfordert seien.
Apropos Realschule: In Delbrück wird dieser Schultyp in einigen Jahrgangsstufen sechszügig geführt - die Schule platzt aus allen Nähten. Von einer Begrenzung auf fünf Züge, von der Verwaltung ins Gespräch gebracht, hielt der Ausschuss nichts; ein Losverfahren zur Aufnahme sollte vermieden werden.
Das Gymnasium, immer noch im Aufbau begriffen, wird derzeit erneut baulich erweitert. Das dreizügig genehmigte, de facto großenteils vierzügig geführte Gymnasium läuft in eine Fünfzügigkeit hinein. Ein Grund: Eltern aus Hövelhof und Salzkotten-Thüle haben das Delbrücker Gymnasium für ihre Kinder entdeckt. Eine weitere bauliche Erweiterung kommt für die Stadt nicht infrage. Räumlich-organisatorische Probleme müsste die Schule demnach allein regeln, hieß es, zumal eine Tatsache absehbar ist: Auch am Gymnasium werden die Schülerzahlenberge nicht mehr lange in den Himmel wachsen - die demografischen Fakten belegen dies.

Artikel vom 29.08.2006