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Fachkräftemangel

Frustriert nicht mit Klagen


Erstens sind die Jugendlichen zu dumm. Zweitens fehlt es an grundlegenden Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit. Und drittens fordern sie noch unverschämt hohe Löhne. Eigentlich bleibt den Unternehmern gar nichts anderes übrig als ihr Handwerkszeug einzustecken, den Computer abzuschalten und nach Hause zu gehen.
Zum Glück jedoch ist Unterlassen keine unternehmerische Tugend. So kann die Gesellschaft hoffen, dass die Macher in der Wirtschaft noch ein Mal sämtliche Ärmel aufkrempeln und - auch wenn das Schuljahr bereits begonnen hat - zusätzliche Ausbildungsplätze bereitstellen. Den Fachkräfte-Mangel löst man nicht durch Klagen und auch nicht durch Abstinenz bei der Ausbildung.
Noch nie seit Anfang der fünfziger Jahre ging die Schere zwischen Lehrstellen und denen, die einen Ausbildungsplatz suchen, so weit auseinander. Besondere Lasten wie die geburtenstarken Jahrgänge müssen von allen - und nicht nur von der Mehrheit -Êals persönliche Herausforderung genommen werden. Ausbildung ist einerseits eine gesellschaftliche Aufgabe. Darüber hinaus aber ist sie Zukunftssicherung für das eigene Unternehmen.
Auch der Ingenieurmangel ist kein Naturgesetz. Junge Leute lockt man, in dem man ihnen schon als Schüler zeigt, wie interessant die Arbeit ist. Ältere Ingenieure, von denen nicht wenige arbeitslos sind, frustriert man nicht mit Klagen, sondern fordert sie mit Aufgaben. Bernhard Hertlein

Artikel vom 29.08.2006