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Preise für Brennholz gehen nach oben

Rasante Nachfrage durch hohe Energiekosten - Waldbesitzer haben den Einschlag erhöht

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Wenn die Ölpreise auf Rekordkurs steuern, ziehen auch die Kosten für andere Brennstoffe nach. Das gilt nicht nur für Gas und Strom. Auch Brennholz hat ordentlich angezogen.

65 Euro für einen Raummeter abgelagerte Buchenscheite in 33 Zentimeter Länge - das ist der Preis beim professionellen Anbieter Brömmelsiek in Borgholzhausen. Für Birke in gleicher Ausführung müssen 60 Euro gezahlt werden. »Das sind die gängigen Preise auch bei anderen Anbietern«, bestätigte gestern Willi Stock, stellvertretender Leiter des Forstamtes Bielefeld, auf Anfrage des WB. Wer frisches Holz kauft, kann noch einmal fünf bis zehn Euro pro Raummeter sparen, muss aber dann selbst die meist zweijährige Lagerung übernehmen. So lange benötigt beispielsweise Buchenholz, bis es bei einer Restfeuchte von unter 20 Prozent angekommen ist.
Grund für die gestiegenen Preise ist die große Nachfrage schon im vergangenen Herbst. »Im Dezember und Januar waren wir fast ausverkauft«, erinnert sich Anne Brömmelsiek an den reißenden Absatz, nachdem die Öl- und die Gaspreise regelrecht explodiert waren. Wer einen Ofen hatte, machte ihn wieder fit. »Mit einer solch rasanten Nachfrage hatte vorher niemand gerechnet«, begründet die Borgholzhausenerin den Engpass. Deshalb war auch nicht genug geschlagen, gesägt und gehackt worden. Immerhin wird in diesem Gewerbe ja bis zu zwei Jahre vorausgeplant.
Die Nachfrage groß, das Angebot knapp - da greifen die Mechanismen des Marktes und verteuern das Produkt. Das Forstamt, über das die Brömmelsieks größtenteils beziehen, hat sich den Preisen der privaten Waldbesitzer angepasst, wie Willi Stock gestern bestätigte. 35 bis 40 Euro pro Festmeter müssen die Abnehmer für Stammholz zahlen. Vor zwei Jahren waren das noch 25 bis 30 Euro. Und weil sich mit Brennholz wieder ganz gut verdienen lässt, gerät auch die Holzindustrie unter Druck. Viele Waldbauern verkaufen deshalb lieber an Ofenbesitzer als an die Spanplatten-Hersteller.
Am günstigsten kommt zu seinem Brennholz, wer als so genannter Selbstwerber in den Wald geht - nach entsprechendem Kettensägen-Lehrgang und in Schutzausrüstung. Wer selbst sägt und schlägt, kommt meist mit 15 bis 16 Euro hin, wie Försterin Gabriele Lindemann aus Borgholzhausen weiß. Sie und ihr Chef Willi Stock sind sich auch einig, dass der Engpass bald nicht mehr bestehen wird. Im Wald wächst genug nach - allein in Bielefeld und im Kreis Gütersloh 140 000 Festmeter Holz jährlich. Die Waldbesitzer hätten den Einschlag auch schon erhöht, um die höhere Nachfrage befriedigen zu können. Ob dann allerdings die Preise auch wieder sinken werden? Wohl nur, wenn die Ölpreise fallen.
Als Alternative zum meist angebotenen und begehrten Laub-Hartholz empfehlen Gaby Lindemann und Willi Stock übrigens auch Nadelholz. Das habe zwar einen geringeren Heizwert, sei aber auch um 30 Prozent billiger - und leichter zu bekommen. Wenn Fichte, Tanne oder Kiefer gut getrocknet sind - das geht meist schneller als beim dichteren Laubholz - besteht keine Gefahr für den Schornstein, meinte Stock, der darüber extra mit einem Schornsteinfegermeister gesprochen hat. Und Gaby Lindemann ergänzt, dass im Alpenraum schließlich fast jeder Ofen ohne Probleme mit Nadelholz befeuert werde.

Artikel vom 26.08.2006