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Keeper Kirchhoff hält Punkt fest

Aber beste Chance für SCV - Hausherren finden kein Konzept gegen DSC-Beton

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). »Zuhause drei Zähler, auswärts einen.« Dieser Punkteplan von Trainer Mario Ermisch ging zumindest gestern nicht auf: In einem eher schlichten OWL-Derby, das erst in der letzten halben Stunde ein leichtes Kribbeln auf den gut gefüllten Rängen auslöste, musste sich der SC Verl gegen einen erstaunlich frech auftrumpfenden Delbrücker SC mit einer »Nullnummer« zufrieden geben.

»Ich freue mich, dass wir nach der 1:5-Klatsche gegen VfL Bochum II eine gute Reaktion gezeigt haben«, bewertete DSC-Trainer Roger Schmidt das 0:0 an alter Wirkungsstätte sogar als ein »großes Erfolgserlebnis«.
Derweil grämte sich sein Verler Kollege über die verdamelte Riesenchance gegen Mitte der zweiten Halbzeit: Nach dem besten SCV-Angriff überhaupt, den der just eingewechselte Bayamba Belombo einleitete, konnte mit der Hereingabe von Jörg Bode weder Soner Dayangan (fand in Torwart Thiel seinen Meister) noch Carlos Castilla (löffelte den Nachschuss über die Querstange) den Ball in der Delbrücker Bude unterbringen.
Vielleicht hätte der ebenfalls günstig stehende Altstar selber schießen sollen. Es war nicht sein Tag: Mal abgesehen von dieser Szene, blieb der allerdings angeschlagen in die Partie gegangene Bode blass und dürfte sicherlich froh gewesen sein über seine (erlösende) Auswechslung.
»Wenn man kein Konzept gegen eine so massierte Abwehr findet, muss man mit dem einem Punkt zufrieden sein«, brachte es Lars Remmert buchstäblich auf den Punkt. Schon in Durchgang eins rammte sich Verl wiederholt im Delbrücker Beton fest. Zu dem Zeitpunkt gestalteten die Hausherren ihre Attacken zu linkslastig - Schmidtgal und Rogowski wurden meistens schon vor dem Strafraum gestoppt. Einer der Gäste-Konter hätte den »Schwarzen« um ein Haar noch vor der Pause die Führung beschert. Zum Glück reagierte Marco Kirchhoff excellent bei einem Nahdistanz-Schuss von Glatzkopf Fulhorst.
Auch nach dem Seitenwechsel hielt der Keeper glänzend und gewann gleich mehrere Eins-gegen eins-Duelle gegen den schnellen Raffaele Wiebusch, für den Fulhorst weichen musste. »Aber die größte Derby-Chance hatten wir«, verwies Mario Ermisch auf das Doppelversagen seines zu harmlosen Offensiv-Duos. »Wir hatten dafür vier glasklare Chancen. Deshalb wäre selbst ein Sieg nicht unverdient gewesen«, hielt Roger Schmidt kess dagegen.
Mit Belombo kam zwar noch einmal etwas Schwung in die zu verkrampften Verler Aktionen. Doch weil Dayangan und Castilla glücklos agierten, geriet das prima gestaffelte DSC-Bollwerk nur selten in die Bredouille. Auch Cosmin Uilacan, der erstmals von Beginn an dabei war, stark startete und später (verständlicherweise) kräftemäßig abbaute, konnte keine Akzente mehr setzen. Ermisch bescheinigte dem Neuzugang dennoch eine passable Vorstellung und lobte: »Cosmin hat die Bälle gut verteilt.« Allerdings wunderten sich etliche Beobachter, dass Lukas Krause, der als »Joker« schon oft für frischen Wind sorgte, auch in der Schlussphase draußen blieb. Für Ermisch war das indes kein Thema. Seine Prophezeiung: »An Delbrück werden sich auch noch andere die Zähne ausbeißen.«

Artikel vom 28.08.2006